Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2010; 20 - A9
DOI: 10.1055/s-0030-1267623

Sportliche Spitzenleistung (Triathlon, Ironman Austria 2007) bei Prostatakarzinom

R Crevenna 1, T Sedghi Komanadj 1, M Keilani 1
  • 1Univ.-Klinik für PM&R, Medizinische Universität Wien, Wien

Frage: Individuell (nach der medizinischen Trainingslehre) dosiertes Training und Sport(therapien) haben – ob ihres aktivierenden und nachhaltigen Einflusses – in der Rehabilitation von Patienten mit onkologischen Patienten einen ganz besonders hohen Stellenwert. Einzelfälle von (Profi-)Weltklassesportlern, die trotz ihrer Krebserkrankung erfolgreiche Comebacks geschafft haben, sind aus den Medien bekannt.

Für den beratenden Arzt stellt sich hin und wieder die Frage, ob auch Hobbysportlern, die an Krebs erkrankt sind und dennoch wieder sportliche Spitzenleistungen anstreben, zu- oder eher abzuraten ist.

Methode: Exemplarische Falldarstellung.

Ergebnis: Herr W., einen an sich sehr sportlichen und gesundheitsbewussten Menschen traf die Diagnose im September 2003 wie ein harter Schlag: Prostatakarzinom! Am 29. September 2003 absolvierte er nach dieser Diagnose dennoch noch den Wachau-Marathon, auf den er sich vorbereitet hatte.

Danach erfolgte die volle Konzentration auf die lebensbedrohende Krebserkrankung. Am 21. Oktober 2003 erfolgte die Operation (Radikale retropubische Prostatektomie und pelvine Lymphadenektomie beidseits bei multizentrischem Prostatakarzinom pT4, pN1, pMx). Ab Dezember 2003 wurde dann eine Hormondeprivation mit Zoladex durchgeführt. Ab Februar 2004 wurde eine CT-, MRT-gestützte 3-D-geplante Radiatio im Bereich des kleinen Beckens bis zu einer Gesamtdosis von 50,4Gy bei einer Einzeldosis von 1,8Gy durchgeführt.

Schon am Ende der Radiatio erfolgten wiederum die ersten sportmedizinischen Untersuchungen, worauf im Oktober 2004 bereits wieder ein Halbmarathon in Velden durchgeführt wurde, auf den diverse weitere Halbmarathons und Marathons folgten.

Nach einem Laufseminar im Sommer 2005 dann die Entscheidung: Ironman! Herr W. entschied sich, die Teilnahme an Ironman Austria 2007 (Triathlon) anzustreben und sich entsprechend systematisch vorzubereiten. Es folgten diverse Checks sowie ein individuell abgestimmtes, zyklisch geplantes und systematisch gesteigertes, sowie auf die Disziplinen abgestimmtes Training. Beim Ironman Austria sind bei Sommertemperaturen wie bei jedem Triathlon sozusagen „am Stück“ zunächst eine Strecke von 3,8 Kilometern (in der Gruppe im Wörthersee) zu schwimmen, hierauf dann 180 Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Zum Abschluss ist dann noch ein Marathon (42,195 Kilometer) zu laufen. Herr W. bewältigte diese enormen körperlichen Anstrengungen in 14 Stunden 35 Minuten und 35 Sekunden – eine auch für die meisten Gesunden (Nicht-Triathleten) praktisch nicht nachvollziehbare körperliche Spitzenleistung.

Diskussion: Prinzipiell sind sportliche Spitzenleistungen nicht als primäres Ziel in der Rehabilitation onkologischer Patienten anzustreben. Dennoch zeigt diese Falldarstellung sehr gut, dass Krebspatienten – besonders jene, die schon vor ihrer Erkrankung sportlich sehr aktiv waren – in manchen Fällen Spitzenleistungen erbringen wollen und dazu durchaus in der Lage sein können. Wichtig ist in jedem Fall eine professionelle und (einschlägig fachärztliche) medizinisch supervidierte Betreuung dieser Patienten.