Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0030-1267584
Differenzialdiagnose der Optikusneuropathien
Sehnervenerkrankungen sind heimtückisch, denn sie können den Sehnerv schwer schädigen, ohne dass sich am Auge ein morphologisch pathologischer Befund zeigen muss. Gemeinsam ist, dass dem Betroffenen das Bild dunkler erscheint und Farben weniger leuchtend wirken. Bei einer einseitigen Sehnervenerkrankung findet man immer einen relativen afferenten Pupillendefekt. Sehr wichtig ist der Erkrankungsbeginn: Entzündliche und ischämische Erkrankungen beginnen akut, bei einer Tumorerkrankung kann der Betroffene den genauen Krankheitsbeginn selten angeben. Das Aussehen der Papille hilft gleichfalls weiter. Eine blasse Papille zeigt an, dass die Erkrankung schon länger besteht. Eine geschwollene Papille in Verbindung mit einer akuten schmerzlosen Sehverschlechterung spricht sehr stark für eine AION (anteriore ischämische Optikusneuropathie). Augenbewegungsschmerzen in Verbindung mit einer akuten oder subakuten Sehverschlechterung sind typisch für eine Optikusneuritis. Tumoren im Bereich der vorderen Sehbahn sind selten schmerzhaft. Sie müssen immer erwogen werden, wenn der Erkrankungsbeginn unklar ist, wenn sich ein Patient mit der Anamnese einer akuten Sehverschlechterung vorstellt, aber eine blasse Papille aufweist, wenn eine Optikusneuritis nicht wieder besser wird oder sich sogar noch weiter verschlechtert oder eine vermeintliche AION keine Papillenschwellung zeigt. Bei der Optikusneuritis ist die Unterscheidung in typische und atypische Entzündung sinnvoll, insbesondere ist auch die Neuroretinitis gesondert zu betrachten, da sie mitunter eine infektiöse Ursache hat und selten Ausdruck einer Entmarkunsgerkrankung ist. Unter den seltenen Optikuserkrankungen ist die autosomal dominante Optikusatrophie mit einer Blausinnstörung die häufigste, die schwerer verlaufende Lebersche Optikusatrophie ist seltener, genauso wie die Optikusneuropathie nach Strahlentherapie im Kopfbereich. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass das Glaukom die häufigste Optikusneuropathie darstellt und auch die recht häufige Drusenpapille als eine Optikusneuropathie anzusehen ist, die Glaukom-ähnliche Gesichtsfeldausfälle verursachen kann. Bei beiden Erkrankungen ist typisch, dass die zentrale Sehschärfe bis ins Spätstadium erhalten bleibt, während sie bei einer Tumorkompression frühzeitig abfällt.