Ultraschall Med 2010; 31 - P14_03
DOI: 10.1055/s-0030-1266911

Untersuchung der Sprachdominanz mittels funktioneller transkranieller Dopplersonografie (fTCD) bei Schizophreniepatienten- Zusammenhang zum Verbalgedächtnis

A Hermsen 1, A Haag 1, S Knake 1, F Rosenow 1, W Oertel 1, H Hamer 1
  • 1Klinik für Neurologie; Universtität Marburg, Marburg

Problemstellung: Bei schizophrenen Patienten werden linkstemporale metabolische und strukturelle Veränderung sowie Verbalgedächtnisdefizite beschrieben. Die vorliegende Studie untersuchte daher die Frequenz verschiedener Sprachdominanzen im Kontext verbaler Gedächtnisleistungen bei chronisch schizophrenen Patienten

Patienten und Methode: Individuelle Sprachdominanz: fTCD und Wortgenerierungsparadigma bei 18 chronisch Schizophrenen und 35 Gesunden (Rechtshänder, Alter: 39,6±12,5 bzw. 56,4±8,9). Auswertung der Blutflussgeschwindigkeiten der Arteria cerebri media (ACM) beidseits mittels Software Average®: relativer Blutflussanstieg unter Wortgenerierung vs. Ruhe, Berechnung des Lateralitätsindex (LI) und 95%-Konfidenzintervall aus Seitendifferenz. Durchführung verbaler Lerntest (VLMT), prämorbide Intelligenz (Wortschatztest, WST) und psychiatrischen Symptome (Brief Psychiatric Rating Scale, BPRS).

Ergebnisse: Schizophrene zeigten nicht häufiger eine atypische Sprachdominanz als Gesunde (7% vs. 9%; p>.1) und ähnliche LIs (4,2 vs. 3,8; p>.1). Max. relative Blutflussanstieg bei Schizophrenen beidseits signifikant geringer als bei Gesunden (ACM links 10,5% vs. 14,0% p<.05, ACM rechts 6.7% vs. 11,2% p<.05). Der Anstieg der ACM bds korrelierte miteinander (p<.05). Bei ähnlicher Intelligenz waren Patienten jünger (p<.01), zeigten aber geringere verbale Gesamtlernleistung (p<.01). Keine Einbußen im Behalten oder Wiedererkennen. Keine Korrelation des LI mit Gedächtnisparametern oder psych. Symptomen. Schizophrene mit stärkerer linksseitiger Dominanz (Median-Split) zeigten im Trend ein schlechteres Wiedererkennen als die Patienten mit schwächerem LI (p<.1).

Schlussfolgerungen: Es konnte keine erhöhte Rate atypischer Sprachdominanzen bei Schizophrenen gezeigt werden. Die Studie erbrachte allerdings Hinweise, dass eine schwächer ausgeprägte Lateralisation der Sprache bei Schizophrenen kompensatorisch für Verbalgedächtnisdefizit sein könnte.