Ultraschall Med 2010; 31 - V24_03
DOI: 10.1055/s-0030-1266905

Hochauflösende Sonografie der distalen Äste des N. medianus, ulnaris und radialis als diagnostisches Verfahren der ersten Wahl: Eine sonoanatomische Korrelationsstudie

V Spiss 1, S Ostermann 1, H Gruber 1, K Stahl 1, A Loizides 1, E Brenner 2, S Peer 1
  • 1Medizinische Universität Innsbruck - Department Radiologie, Innsbruck, Österreich
  • 2Medizinische Universität Innsbruck, Department für Anatomie, Innsbruck, Österreich

Problemstellung: Die sonografische Lokalisationsdiagnostik v.a. traumatischer Läsionen der distalen Äste des N. medianus, ulnaris und radialis stellt, wegen des komplexen Verlaufs und der geringen Grösse dieser Nerven, eine besondere Herausforderung an den Untersucher dar. Ziel dieser Studie war, anhand einer sonoanatomischen Korrelation charakteristische, anatomische Landmarken für die schnelle und verlässliche Aufsuchung dieser Nerven zu definieren.

Patienten und Methode: An zwei Formalin-fixierten anatomischen Unterarmpräparaten wurden die Hauptstämme der oben genannten Nerven sonografisch aufgesucht, nach distal verfolgt und die Abgänge wichtiger Äste an der Haut markiert. Hier wurden an dem ersten Präparat anatomische Querschnitte zur Korrelation mit den Sonografien angefertigt und am zweiten Präparat die lokale Topografie freipräpariert. Daraus wurden relevante, topografische Beziehungen der Nervenäste zu umliegenden, anatomischen Strukturen veranschaulicht und leicht auffindbare Landmarken definiert. Deren klinischer Nutzen wurde an 20 gesunden, freiwilligen Probanden und 20 Patienten validiert.

Ergebnisse: Die definierten, anatomischen Landmarken erwiesen sich–insbesondere bei komplexer Anatomie–als exzellentes Hilfsmittel zur raschen sonografischen Auffindung der oben genannten Nerven. Dennoch bestehen im Einzelfall gewisse Einschränkungen z.B. bei Patienten mit erhöhtem Body-Mass-Index, postinterventionellem bzw. posttraumatischem Ödem, oder auch Narbenbildungen.

Schlussfolgerungen: Durch die Kenntnis der vorgestellten anatomischen Landmarken wird die sonografische Darstellung der peripheren Nervenäste an der oberen Extremität drastisch erleichtert. Auch kleinste Nerven können dadurch im klinischen Alltag erstmals rasch und sicher identifiziert werden. Dies stellt die Grundlage für eine effiziente, punktgenaue diagnostische Zuordnung einer Läsion zu einem Nervenast, aber auch für eine evtl. Operationsplanung dar.