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DOI: 10.1055/s-0030-1266736
Prävalenz des Metabolischen Syndroms bei Patienten mit chronischen unspezifischen Rückenschmerzen (Low Back Pain) im Vergleich verschiedener Definitionen des Metabolischen Syndroms
Hintergrund: Einjahres-Prävalenzen von unspezifischen Rückenschmerzen (RS) liegen in der Bevölkerung bei bis zu 76% [1]. Komorbiditäten spielen in Genese und Verlauf chronischer RS eine noch nicht vollständig geklärte Rolle [2,3]. Komorbiditäten (u.a. kardiovaskuläre, metabolische Erkrankungen) zeigen unterschiedliche Prävalenzen in Zusammenhang mit Schweregrad und Verlauf von RS [4]. Für RS und kardiovaskuläre Erkrankungen werden ähnliche Therapieindikationen diskutiert. Ziel dieser klinischen Pilotstudie war die Exploration der Prävalenz des MetS als Komorbidität bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen im Vergleich mit Referenzpopulationen. Methoden: In 6 norddeutschen Rehabilitationskliniken (Orthopädie) wurden RS-Patienten rekrutiert und zur Diagnose des MetS Größe/Gewicht, Taillen-/Hüftumfang, Ruheblutdruck, Nüchtern-Blutglukose, Triglyceride und HDL-Cholesterin erhoben. RS und weitere Komorbiditäten wurden standardisiert erfragt. Vergleichend wurden Diagnosen zu RS und Komorbiditäten aus den Patientenakten erhoben. Zum Vergleich mit Referenzpopulationen wurden Prävalenzen nach 4 aktuellen Definitionen des MetS bestimmt. Ergebnisse: Differenzierte Ein-/Ausschlusskriterien erlaubten einen Studieneinschluss von 165 Patienten (Response: 74%; 56% weiblich). Nach drei Definitionen des MetS (ATPIII: 23%; AHA2004: 24,8%; AHA2005: 32,7%) fanden wir Prävalenzen, die vergleichbar zu Daten aus Hausarztpraxen [5] und der deutschen Bevölkerung waren [6]. Nach IDF-Definition war die Prävalenz jedoch erhöht (37,6%; 95%-CI: 31–45%), ebenso für Einzelkomponenten des MetS (Taillenumfang, Triglyceride) mit Unterschieden nach Geschlecht. Im Vergleich der Schweregrade zeigten sich erhöhte Prävalenzen nur für Grad 3 der Rückenschmerzen (auch nach Kontrolle für Alter, Geschlecht und Schulbildung). Diskussion: Verglichen mit Referenzpopulationen fanden sich keine konsistenten Hinweise auffällig erhöhter Prävalenzen des MetS bei RS-Patienten. Dennoch sollte die Häufigkeit des MetS Anlass sein, Komorbiditäten in Therapie und Versorgung von RS-Patienten zu berücksichtigen, da Assoziationen zu weiteren Risiko-/Prognosefaktoren von RS vermutet werden. Künftige Studien sollten untersuchen, ob eine Berücksichtigung des MetS und weiterer Komorbiditäten inkrementelle Effekte in der Therapie von RS zeigt. Literatur: [1] Schmidt et al., Spine 2007;32(18): 2005–11 [2] Leboeuf-Yde, Spine 2000;25(2): 226–37 [3] Hestbaek et al., J Manipulative Physiol Ther 2003;26(4): 243–52 [4] Hüppe & Raspe, Schmerz 2009;23(3): 275–83 [5] Moebus et al., DtschÄrtzebl 2008;5(12): 207–13 [6] Neuhauser & Ellert, J Publ Health 2008;16(3): 221–7