Einleitung: Im Rahmen der bevölkerungsbezogen MARZY-Kohorte, einer Interventionsstudie zur Früherkennung des Zervixkarzinoms, wurden Gynäkologen befragt, bei denen Studienteilnehmerinnen mit einer Infektion mit Hochrisiko-Typen des Humanen Papillomavirus (HPV) in Behandlung waren. Die Situation bezüglich einer solchen Diagnose ist komplex und für Laien nur schwer zu verstehen. Daher rühren viele Missverständnisse und Ängste auf Seiten der Patientinnen. Methoden: Von 2005 bis 2007 wurden 5000 Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren in der Studienregion Stadt Mainz und Kreis Mainz-Bingen schriftlich eingeladen, an der gynäkologischen Krebsfrüherkennung teilzunehmen. Konventionelle Zytologie, Dünnschichtzytologie und ein HPV-Nachweis wurden durchgeführt. Normalerweise wurde der Befund HPV-positiv der Studienteilnehmerin von ihrem Gynäkologen mitgeteilt. Ergebnisse: Von 63 Gynäkologen aus 54 Praxen beteiligten sich 40 Gynäkologen (63,5%) aus 38 Praxen (70,4%) an dem persönlichen Interview. Die Gynäkologen schätzten das Wissen ihrer Patientinnen zur HPV-Infektion als gering ein. Angst vor Krebs, Unverständnis, dass die Infektion meist von alleine ausheilt, verschiedene Virustypen und fehlende Therapiemöglichkeiten wurden als Aspekte identifiziert, die Missverständnisse auslösen können. 77,5% der Gynäkologen besprachen Risikofaktoren des Zervixkarzinoms vor Abnahme eines HPV-Tests, aber nur die Hälfte bei einer normalen Krebsvorsorge. Allerdings sprachen die Gynäkologen häufiger frühen und wechselnden Geschlechtsverkehr oder Rauchen als Risikofaktoren an, als die HPV-Infektion selbst. Eine persönliche Befundmitteilung dauerte im Durchschnitt 12,5 Minuten (Standardabweichung 4,5) und war unabhängig von Alter und Geschlecht des Gynäkologen, oder Lage und Größe der Praxis. Fast alle Gynäkologen sprachen bei der Befundmitteilung Themen wie weiteres Vorgehen, Übertragungswege und verschiedene HPV-Typen an. Ein Drittel händigte Broschüren aus und die Hälfte verwiesen auf das Internet. Oft nehmen die Gynäkologen bei ihren Patientinnen Angst vor Krebs und Verunsicherung wahr, selten Unverständnis. Diskussion: Die teilnehmenden niedergelassenen Gynäkologen sprechen selten mit ihren Patientinnen über HPV. Bei einer HPV-Hochrisiko Diagnose nehmen sie sich meist ausreichend Zeit für ein Gespräch und versuchen auf die Fragen und Ängste der Patientinnen einzugehen.