Gesundheitswesen 2010; 72 - P40
DOI: 10.1055/s-0030-1266548

Zehn (partielle) Beispiele für Health Impact Assessment (HIA) in Deutschland

R Fehr 1, O Mekel 1
  • 1LIGA.NRW, Bielefeld

Kontext: In zahlreichen Ländern hat sich Health Impact Assessment (HIA) oder „Gesundheitliche Folgenabschätzung“ in den letzten Jahren fest etabliert, und zwar innerhalb strategischer oder projektbezogener Umweltprüfungen sowie auch ganz unabhängig davon. Es bestehen ganze „Kulturen“ mit entsprechenden Konferenzen, Leitlinien und Fallsammlungen. In Deutschland gibt es bisher wenig ausdrückliche Bezüge zu HIA. Dieser Beitrag präsentiert eine Auswahl deutscher Fallbeispiele. Material und Methoden: Aus dem Arbeitsspektrum von LIGA.NRW und seinen Vorläufer-Institutionen wurden 10 HIA-Beispiele ausgewählt, die ein Spektrum unterschiedlicher HIA-Ansätze verkörpern. Diese Beispiele werden anhand eines Satzes deskriptiver (behandeltes Thema, eingesetzte qualitative und quantitative Methodik) und evaluativer (Stärken, Schwachpunkte) Kriterien beschrieben und verglichen. Ergebnisse: Die Beispiele decken eine breite Themenpalette ab. Dazu gehören: die Europäische Beschäftigungsstrategie der EU, das Wohnraumförderungsprogramm NRW 2010, die Regionale Flächennutzungsplanung von Ruhrgebietsstädten sowie Analysen zum demographischen Wandel im Ruhrgebiet. Ein Teil der HIA-Beispiele weist auch deutliche Umweltbezüge auf, darunter Deponieerweiterung, Verkehrsplanung (Umgehungsstraße) und Trinkwasserprivatisierung. Mehrere dieser exemplarischen HIAs wurden im Rahmen EU-geförderter Projekte durchgeführt. Teilweise folgen die Beispiele etablierten Verfahrensmodellen, wie in HIA-Leitlinien beschrieben. Die meisten von ihnen schließen mehr oder minder ausgeprägte Quantifizierungen für ausgewählte Gesundheitsdeterminanten ein. Partizipative Elemente sind vorhanden, aber durchweg schwächer vertreten. Folgerungen: Auch in Deutschland liegen Erfahrungen mit HIA-Ansätzen vor, u.a. im Kontext internationaler HIA-Projekte. Jedoch ist in Deutschland das mit HIA verbundene Potenzial für Gesundheitsschutz und -förderung noch weitgehend ungenutzt. Als unterstützende Maßnahmen wird gegenwärtig u.a. Folgendes verfolgt: vergleichende Analyse von HIA-Leitlinien zwecks Adaptierung für Deutschland; Erkundung lokaler und regionaler Gesundheitspläne zur Stärkung des Gesundheitssektors; Initiative zur engeren Zusammenarbeit innerhalb der „Familie“ unterschiedlicher Impact Assessments.