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DOI: 10.1055/s-0030-1266425
Emotionen in der Epidemiologie
Einleitung/Hintergrund: Wörter mit emotional gefärbten Inhalten werden leichter gelernt als neutrale Begriffe. Die Konnotation wird dabei von zwei Aspekten geprägt: Der Valenz („emotionale Wertigkeit“ – angenehm vs. unangenehm) und dem Arousal („Aktivierung“ – ruhig vs. aufregend). Hierbei geht eine hohe Valenz meist auch mit hohem Arousal einher. Emotionale Wortlisten fanden bislang vorrangig Einsatz in klinischen Studien mit psychisch erkrankten Patienten. So zeigte sich z.B. bei depressiven Patienten ein verstärktes Lernen negativ gefärbter Begriffe, einhergehend mit einer verstärkten Aktivierung emotionsrelevanter Hirnareale. Die individuelle Bewertung emotionaler Begriffe nimmt somit Einfluss auf das Ergebnis neurokognitiver Testungen. Ziel unseres Projektes war die Generierung einer emotionalen Wortliste, die zur Erweiterung der Aussagekraft neuropsychologischer Tests in epidemiologischen Studien eingesetzt werden kann. Material und Methoden: Ausgehend von einer validierten emotionalen Wortliste (Kissler 2007) wurden je 10 Substantive mit positiver, negativer oder neutraler Konnotation ausgewählt. Diese Wortliste wurde von gesunden zufällig ausgewählten Probanden in zwei Zentren (Leipzig und Münster) hinsichtlich der Valenz und dem Arousal auf einer ordinalen Skala von 1–9 (angenehm – unangenehm bzw. ruhig – aufregend) bewertet. Unterschiede in den Mittelwerten wurden mittels ANOVA berechnet. Ergebnisse: In die Studie wurden 52 Teilnehmer eingeschlossen. Die positiven Wörter wurden mit einer durchschnittlichen Valenz von 7,7±0,6 und einem Arousal von 5,8±0,9 bewertet. Die 10 negativen Begriffe zeigten eine mittlere Valenz von 2,3±0,4 und ein mittleres Arousal von 6,3±0,7. Die Mittelwerte der neutralen Wörter waren 5,4±0,9 für die Valenz und 4,4±0,9 für das Arousal. Sowohl für das Arousal als auch für die Valenz zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p<0,001) hinsichtlich der emotionalen Konnotation. Diskussion/Schlussfolgerungen: In unserer Stichprobe zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Bewertung von Valenz und Arousal je nach Wortkategorie (positive vs. negative vs. neutrale Begriffe). Der Einsatz dieser emotionalen Wortliste als verbales Lernparadigma wird nun im Rahmen von Langzeitstudien mit psychisch gesunden, depressiven und kognitiv eingeschränkten Probanden geprüft.