Gesundheitswesen 2010; 72 - V168
DOI: 10.1055/s-0030-1266348

Folgen der demographischen Alterung für die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Koronarer Herzkrankheit im Zeitraum zwischen 2000 bis 2008

E Nowossadeck 1, S Menning 2
  • 1Robert-Koch-Institut, Berlin
  • 2Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

Einleitung: Die steigende Lebenserwartung führt zu einem wachsenden Anteil älterer und alter Menschen. Mit dem Alter steigt die individuelle Wahrscheinlichkeit einer Krankenhausbehandlung wegen einer Koronaren Herzkrankheit (KHK, z.B. Herzinfarkt, Bypass-Operation). Auf lange Sicht beeinflussen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung und im präventiven Verhalten der Bevölkerung die Zahl dieser Krankenhausbehandlungen. Es wird untersucht, welchen Einfluss dieser Faktor und welchen Einfluss der Faktor der demographischen Alterung der Bevölkerung für die Entwicklung der Zahl der Krankenhausbehandlungsfälle wegen KHK von 2000 bis 2008 haben. Ergänzend wird der Einfluss beider Faktoren auf das Medianalter der KHK-Krankenhauspatienten untersucht. Material/Methoden: Analysiert werden Daten der Krankenhaus- und Bevölkerungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (ICD I20-I25) mit der Methode der Indexzerlegung. Ergebnisse: Seit 2000 ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung um 2,2 Jahre gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Zahl der KHK-Krankenhausfälle um 24% gesunken. Aufgrund der demographischen Alterung wäre ein Anstieg um 14% zu erwarten gewesen. Wäre die Altersstruktur der Bevölkerung unverändert geblieben, wären die Fallzahlen hingegen um 33% gesunken. Das Medianalter der Krankenhauspatienten hat sich um 2,9 Jahre erhöht. Nur etwa die Hälfte davon ist bedingt durch die demographische Entwicklung, die andere Hälfte durch späteres Auftreten der Krankenhausbehandlung im Lebensalter. Diskussion: Die Zahl der KHK-Krankenhausfälle ist in den letzten Jahren gesunken, obwohl die Bevölkerung älter geworden ist. Die demographische Alterung ist somit nicht Hauptquelle der Fallzahlentwicklung bei der KHK. Demographische Prozesse werden durch Fortschritte einer verbesserten Gesundheitsversorgung und einer besseren Prävention überkompensiert. Der Anstieg des Medianalters ist demografie- und morbiditätsbedingt. Die zu behandelnden Patienten sind älter geworden, stärker als es die demographische Alterung allein zur Folge gehabt hätte. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist also dadurch charakterisiert, dass es weniger KHK-Patienten, dafür aber zunehmend ältere gegeben hat. Dies ist für Prognosen der künftigen Entwicklung zu beachten.