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DOI: 10.1055/s-0030-1266182
Zusammenhang zwischen Greifkraft und kognitiver Leistungsfähigkeit bei älteren Europäern – Längsschnittanalyse des „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE)“
Hintergrund: Die Handgreifkraft ist ein wichtiger Indikator der körperlichen Funktionsfähigkeit und ein starker Prädiktor von Behinderung, Morbidität und Mortalität bei älteren Menschen. Die prognostische Bedeutung dieses einfach zu messenden objektiven Gesundheitsindikators für die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter ist bislang unzureichend untersucht worden. Ziel dieser Studie ist es, den Zusammenhang zwischen Handgreifkraft und Änderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit im Verlauf zu untersuchen. Material und Methoden: Längsschnittanalyse von Daten des „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE)“, einer longitudinalen Panelstudie mit Personen in Privathaushalten im Alter ab 50 Jahren in 11 Europäischen Ländern. Eingeschlossen wurden 17.525 Studienteilnehmer (mittleres Alter 64,2 Jahre; 54,7% Frauen), die an der Basisuntersuchung 2004/2005 und an der ersten Nachuntersuchung 2006/2007 teilgenommen hatten. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde zu beiden Zeitpunkten durch die semantische Wortflüssigkeit und den verzögerten Abruf einer 10-Wortliste gemessen. Die Messung der maximalen Greifkraft in kg erfolgte bei Studienbeginn mit einem isometrischen Dynamometer. Der Zusammenhang zwischen Greifkraft und Änderung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Verlauf wurde in linearen Mehrebenenmodellen analysiert, die für soziodemografische Faktoren, Bildung, Einkommen, Depressivität und relevante Indikatoren der körperlichen Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens adjustiert waren. Ergebnisse: Eine höhere Greifkraft bei Studienbeginn war nach einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 2,3 Jahren mit einer besseren kognitiven Leistung in Wortflüssigkeit (β=0,012, S.E.=0,002) und im Wortliste Abrufen (β=0,08, S.E.=0,006) assoziiert, nach Adjustierung für alle Kovariablen. Weibliches Geschlecht, höhere Bildung und höheres Einkommen waren ebenfalls unabhängige Prädiktoren einer besseren Leistung in beiden kognitiven Tests, während höheres Alter, Depressivität, funktionelle Einschränkungen, kardiovaskuläre Erkrankungen und körperliche Inaktivität mit reduzierter kognitiver Leistungsfähigkeit im Verlauf assoziiert waren. Schlussfolgerung: Höhere Greifkraft war ein prognostischer Marker für eine bessere kognitive Leistungsfähigkeit im Verlauf, unabhängig von anderen Einflussfaktoren der kognitiven Funktion. Der prognostische Wert der Greifkraft für gesundes kognitives Altern im Langzeitverlauf sollte in epidemiologischen Studien weiter untersucht werden.