Gesundheitswesen 2010; 72 - V10
DOI: 10.1055/s-0030-1266170

Entwicklung und Evaluation der IDEFICS Intervention

A Hebestreit 1, K Keimer 2, H Hassel 3, I Pigeot 2
  • 1Universität Bremen, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), Bremen
  • 2Universität Bremen, Bremen
  • 3Hochschule Coburg, Coburg

Hintergrund: Die IDEFICS Intervention zielt auf eine Verhaltens- und Verhältnisprävention in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung. Deutschland ist eines der 8 europäischen Zentren, in denen die Intervention ein Jahr lang mit intensiver wissenschaftlicher Betreuung durchgeführt wurde. Im zweiten Jahr wurde die Intervention unter der eigenständigen Leitung der Gemeinde, Grundschulen und Kindergärten fortgesetzt. Interventionseffekte werden durch den Vergleich mit einer Population, in der keine IDEFICS Interventionsaktivitäten durchgeführt wurden, ermittelt. Methoden: Die IDEFICS Intervention wurde mithilfe des „intervention mapping“ (Bartholomew et al. 2004) sowie Fokusgruppengesprächen in 5 Schritten entwickelt und durchgeführt: 1. Definition der Interventionsziele; 2. Auswahl geeigneter theoretischer Strategien und praktischer Methoden; 3. Design eines Interventionsplans; 4. Einführungs- und Durchführungsplan sowie 5. Kontroll- und Evaluationsplan. Zehn Interventionsmodule wurden auf vier Ebenen (Gemeinde, Grundschule/Kindergarten, Familien, Individuen) implementiert. Durch eine starke Vernetzung der Ebenen untereinander wurde die Qualität der Inhalte gewährleistet. Vor der Entwicklung wurde eine auf die Reduktion der Prävalenz von Übergewichts und Adipositas (gemessen am BMI) ausgerichtete Stichprobenumfangsberechung durchgeführt. Alle Strukturveränderungen wurden für die Prozess- und Effekt-Evaluation regelmäßig und standardisiert auf allen Ebenen dokumentiert. Ergebnisse: Die international standardisierten und lokal angepassten Interventionsmodule sind: 1. Einbeziehung von Gemeindevertretern über eine Plattform, 2. Medienkampage, 3. Lobbying für Strukturveränderung, 4. Einbeziehung der Schulvertreter (Runde Tische), 5. Gesundheitserziehung/Gesundheitswochen, 6. Strukturveränderung (Bewegung), 7. Sport-Curricula mit Gesundheitsbezug, 8. Strukturveränderung (Wasser trinken), 9. Strukturveränderung (Obst und Gemüse), 10. Elternarbeit. Schlussfolgerungen: Die Anpassung der standardisierten Module auf deutsche Gegebenheiten war in Hinblick auf die Curricula schwierig. Die Umsetzung von gesundheitsfördernden Aktivitäten wurde eher durch knappe (Personal-)Ressourcen erschwert als durch fehlende Kenntnisse. Elternarbeit scheint der Schlüssel zu einer erfolgreichen Intervention, bleibt aber auch die größte Hürde. Trotz vieler Schwierigkeiten wurden verschiedene Module dauerhaft umgesetzt. Quelle: Bartholomew, KL, Parcel GS, Kok G, Gotlieb NH.(2004) Intervention Mapping: a protocal for applying health psychology theory to prevention programmes. J. Health Psych., 9, 85–89.