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DOI: 10.1055/s-0030-1265698
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Genetik – Hat die Analyse des Gesamtgenoms klinischen Nutzen?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. September 2010 (online)
Die Kosten von Genanalysen haben sich durch technische Fortschritte reduziert. Wie sich jedoch Risikoabschätzungen für geläufige Genvarianten klinisch übersetzen lassen, ist bisher unklar. E. A. Ashley et al. haben nun eine integrierte Analyse eines kompletten Humangenoms in einem klinischen Kontext durchgeführt. Lancet 2010; 375: 1525-1535
Die Untersuchung erfolgte bei einem 40-jährigem, herzgesundem Mann mit kardiovaskulären Erkrankungen und Fällen eines plötzlichen Herztods in der Familienanamnese. Die Autoren führten bei ihm eine Sequenzierung des kompletten Genoms durch und nahmen anhand der Ergebnisse eine Risikoabschätzung für kardiovaskuläre Erkrankungen vor. Sie konzentrierten sich dabei auf 4 Bereiche: Genvarianten, die mit Mendelschen Erkrankungen assoziiert sind, Neumutationen, Genvarianten, die bekanntermaßen das Ansprechen auf Medikamente beeinflussen und Einzelnukleotidpolymorphismen (SNP) mit bekannter Korrelation mit komplexen Erkrankungen. Um nach bekannten Assoziationen mit Erkrankungen und dem Ansprechen auf Medikamente zu suchen, nutzten die Autoren Gendatenbanken. Die Analyse von 2,6 Mio. Einzelnukleotidpolymorphismen und 752 Genkopiezahlvarianten zeigten ein erhöhtes genetisches Risiko für Myokardinfarkte, Typ-2-Diabetes, Adipositas und einige Krebsarten. Die Autoren fanden 3 seltene Genvarianten, die mit Fällen eines plötzlichen Herztodes assoziiert sind, nämlich TMEM43, DSP und MYBPC3. Außerdem zeigten sich 63 klinisch relevante vorbeschriebene pharmokogenomische Varianten und 6 neue SNPs in Genen, die für das Ansprechen auf Medikamente wichtig sind.
Nach Ansicht der Autoren kann eine Analyse des Gesamtgenoms für einzelne Patienten lohnend sein (Bild: creativ collection).