Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P124
DOI: 10.1055/s-0030-1265464

Sterben im Spiegel von Lehrbüchern der Medizin und Pflege

S Pleschberger 1, E Eggenberger 1, C Wenzel 1
  • 1Universität Klagenfurt, Interdisziplinäre Fakultät für Forschung und Fortbildung, Palliative Care und OrganisationsEthik, Wien, Austria

Fragestellung: Das Erkennen des Sterbens ist Voraussetzung für eine Ausrichtung der Versorgung in der letzten Lebensphase an Palliative Care. Professionelle müssen hierfür in ihrer Ausbildung hinreichend qualifiziert werden. Hierbei kommt Lehrbüchern als Bildungsgrundlage von Studierenden der Medizin und Pflege eine wichtige Rolle zu. Ziel der Studie war es, Umfang und Inhalte zu End-of-life care mit besonderem Fokus auf das Erkennen des Sterbens in Pflege- und Medizinlehrbüchern des deutschen Sprachraums zu erfassen.

Methodik: Ein repräsentatives Sample von gebräuchlichen medizinischen Lehrbüchern (n=45) und Lehrbüchern der Pflege (n=61) wurde einer quantitativen und qualitativen Analyse unterzogen. Fokus der inhaltlichen Analyse waren Definitionen des Sterbens und Determinanten für das Erkennen des Sterbens.

Ergebnis: In 75% aller pflegerischen und medizinischen Lehrbücher werden grundsätzliche Themen rund um das Sterben abgehandelt. Diese bleiben allerdings inhaltlich häufig weit unter dem Forschungsstand zurück. Nur 34% aller analysierten Bücher inkludieren eine Definition des Sterbens. Diese reicht häufig nicht über ein Verständnis von Sterben als dem Versagen aller körperlichen Funktionen hinaus. Unterschiede zwischen Medizin und Pflege erweisen sich insgesamt weniger markant als jene zwischen einzelnen Fachdisziplinen. So wird das Sterben in der Geriatrie und Onkologie besonders umfangreich abgehandelt, während es in der Neurologie und Chirurgie nur wenig Beachtung erfährt.

Schlussfolgerung: Die teilweise erheblichen Mängel an Ausführungen zu End-of-life care in deutschsprachigen Pflege- und Medizinlehrbüchern gilt es auf Basis von Kenntnissen und dem Forschungsstand aus Palliative Care und Hospizarbeit zu beheben, um damit eine grundlegende Qualifizierung über die letzte Lebensphase bei Professionellen aus allen Disziplinen voranzutreiben.