Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P118
DOI: 10.1055/s-0030-1265458

Psychologinnen und Psychologen in der Palliativversorgung in Europa: ein Fachbereich im Aufbau

S Jünger 1, E Eggenberger 2, A Greenwood 3, S Payne 3
  • 1Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Klinik für Palliativmedizin, Aachen, Germany
  • 2Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Abteilung Palliative Care und Organisations-Ethik, Wien, Austria
  • 3Lancaster University, Division of Health Research, International Observatory on End of Life Care, Lancaster, United Kingdom

Hintergrund: Gegenwärtig sind in vielen europäischen Ländern PsychologInnen im Bereich Palliative Care (PC) tätig. Zugleich mangelt es an Klarheit bezüglich der Rolle und des spezifischen Beitrags von PsychologInnen in diesem Arbeitsfeld. Im Jahr 2009 wurde eine Arbeitsgruppe der European Association for Palliative Care (EAPC) mit dem Ziel gegründet, einen Leitfaden zur Aus-, Fort- und Weiterbildung für PsychologInnen im Bereich PC zu entwickeln. In diesem Kontext wurde eine Befragung zum Rollenverständnis und zu den Aufgabengebieten von PsychologInnen in diesem Feld durchgeführt.

Methoden: Ein Online-Fragebogen in sechs verschiedenen Sprachen wurde per E-Mail über die EAPC versandt. Dieser beinhaltete Fragen zum Arbeits-Setting, zu den Tätigkeitsfeldern, zur Berufsrolle sowie zu den Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für PsychologInnen in ihrem jeweiligen Land.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 323 PsychologInnen aus 41 Ländern an der Befragung teil. Die Mehrheit gab als Tätigkeitsschwerpunkt die Beratung von Patienten und Angehörigen im Krankenhaus/Palliativstation (41%) oder im ambulanten Bereich (21%) an; weitere 25% der PsychologInnen nannten andere Arbeitsfelder wie Forschung oder Lehre. Als vorrangigen Beitrag zur PC führten die Befragten das Schärfen des Bewusstseins für die psychologische Perspektive von Tod und Sterben sowie das Einbringen spezifischer Expertise ins Team an. Zugleich waren Hauptkonfliktpunkte aus Sicht der Befragten die fehlende Anerkennung dieser Aspekte wie auch der Rolle von PsychologInnen im PC Team in einem medizinisch dominierten Umfeld.

Schlussfolgerung: Die breite internationale Beteiligung an der Befragung unterstreicht den Bedarf an einer europaweiten Initiative für PsychologInnen im Bereich PC. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der beträchtlichen Anzahl von in diesem Feld tätigen PsychologInnen der spezifische Beitrag zu PC zum heutigen Zeitpunkt in vielen Ländern noch nicht hinreichend klar definiert ist und anerkannt wird.