Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P44
DOI: 10.1055/s-0030-1265394

Durch „graft-versus host“ Erkrankung induzierte spontane Remission des Rezidivs einer akuten lymphatischen Leukämie nach Stammzelltransplantation während der spezialisierten ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung

S Nolte-Buchholtz 1, T Jürgens 2, R Knöfler 2, C Thiede 3, M Bornhauser 3, M Suttorp 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, Brückenprojekt, Dresden, Germany
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, Hämatoonkologie, Dresden, Germany
  • 3Innere Klinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, Dresden, Germany

Einleitung: Spontane Remissionen (RM) bei Rezidiven (RZ) einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) nach Stammzelltransplantation (SCT) wurden bisher nicht beschrieben. Wir berichten von einem Säugling mit ALL, der ein frühes Rezidiv nach SCT und im Verlauf eine graft-versus-host-Reaktion (GvHD) mit kompletter molekularer RM ohne antileukämische Therapie entwickelte. Der Patient befand sich zum Zeitpunkt der RM in spezialisierter ambulanter pädiatrischer Palliativversorgung (SAPPV).

Fall: Im 7. Lebensmonat wurde die Diagnose einer common-ALL gestellt. Der Junge wurde laut Protokoll „BFM Interfant 06-medium risk„ therapiert und am 33. Tag die RM des Knochenmarks (KM) erreicht. Das 1. RZ nach 3 Monaten wurde nach Protokoll (MARMA) therapiert. Das 2. RZ trat 2 Monate später während der Konditionierung zur SCT auf. In erneuter RM nach Cyclophosphamid wurde der Patient transplantiert. Er bekam eine GvHD die am Tag 25 nach SCT spontan zurückging. Wegen isoliertem RZ des Hodens am Tag 71 erfolgten die Therapie mit CsA und die bilaterale Orchiektomie. Am Tag 96 bekam der Junge das 3. KM-RZ. Die häusliche palliative Versorgung übernahm das SAPPV-Team. Es bestanden keine Hinweise für eine GvHD. Der Patient litt an transfusionspflichtiger Anämie, Ernährungproblemen und Schmerzen. Nach 8 Wochen nahmen Schmerzen und Ernährungprobleme zu. Die Einstellung auf i.v.-Morphin war indiziert. Zeitgleich traten eine Mukositis u. makulopapulöse Effloreszenzen mit lamellärer Schuppung (palmar, plantar) auf. Das pB war blastenfrei. Seit 2 Wochen benötigte der Junge keine Transfusion. Die bei V.a. GvHD durchgeführte KM-Punktion zeigte eine RM. Unter Steroiden bildete sich die GvHD zurück. Seit 1 Jahr geht es dem Jungen bei leichter GvHD der Haut unter Mycophenolate-Mofetil gut.

Schlussfolgerung: Die wiederholte kritische Einschätzung klinischer Symptome und die kontinuierliche Kooperation zwischen den Fachbereichen sind essentiell für die adäquate Betreuung von Patienten in Palliativsituation.