Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P25
DOI: 10.1055/s-0030-1265379

Unwillkürliche Bewegungen bei Palliativpatienten – Differenzialdiagnosen und Behandlungsmöglichkeiten

S Lorenzl 1
  • 1LMU Munich, Palliative Medicine, München, Germany

Einleitung: Patienten auf Palliativstationen zeigen häufig unwillkürliche Bewegungen. Die häufigsten unwillkürlichen Bewegungen sind Myoklonien, die durch Opioidüberdosierung ausgelöst sind. Darüber hinaus gibt es jedoch ein Vielzahl weiterer Ursachen für Überbewegungen oder Myoklonien. Die Differenzialdiagnose ist wichtig, da sich Behandlungsmöglichkeiten danach richten.

Material und Methoden: Wir berichten über dokumentierte (teilweise mit Video) unwillkürliche Bewegungen von Patienten auf unserer Palliativstation im Zeitraum von Oktober 2006 bis März 2010.

Ergebnisse: In dieser Zeit war die häufigste Ursache für Myoklonien eine Opiodüberdosierung oder Niereninsuffizienz („twitched convulsive syndrome“). Es wurden auch Myoklonien bei spinalen, cervikalen Läsionen gesehen und bei progredienter Muskelschwäche. Bei einem Patient haben wir ein „painful leg moving toe-Syndrom“ als Folge eines illiakalen Abszesses diagnostiziert. Myoklonien können ganze Extremitäten betreffen, können sich aber auch so subtil manifestieren wie das Zucken eines Mundwinkels. Myoklone Augenbewegungsstörungen wie der epileptische Nystagmus treten häufig bei geschlossen Augen auf und können nur bei genauer Untersuchung identifiziert werden. Im Gesicht kann man manchmal einen Kinntremor und im Mund einen palatalen Tremor oder Myoklonien bei Patienten in den letzten Lebenstagen oder Stunden beobachten.

Falls eine Behandlung notwendig ist, sollten zunächst die Ursachen geklärt und mögliche auslösende Medikamente abgesetzt werden. Die symptomatische Behandlung umfasst Midazolam, Valproinsäure und Levetiracetam.

Schlussfolgerung:

1. Unwillkürliche Bewegungen sind möglicherweise bei Palliativpatienten häufiger als bislang vermutet.

2. Vor der symptomatischen Behandlung sollte eine zugrundeliegende metabolische oder medikamentöse Ursache ausgeschlossen werden.