Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P19
DOI: 10.1055/s-0030-1265374

Depression durch unzureichend behandelte Symptome? – Ergebnisse bei spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV)

M Thöns 1, T Sitte 2, M Zenz 3
  • 1Praxis für Palliativmedizin, Bochum, Germany
  • 2Palliativnetz Osthessen, Fulda, Germany
  • 3BG Uniklinik Bergmannsheil, Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin, Bochum, Germany

Bei Patienten in spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) sind depressive Verstimmungen ein häufiges Problem. In einer fragebogengestützten Pilotuntersuchung im Rahmen der SAPV sollte die Korrelation zwischen Beck'schem Depressionsinventar (BDI) und einer Symptomliste untersucht werden.

Methodik: Zur Auswertung kam ein routinemäßig verwendeter Symptomfragebogen aus dem Palliativnetz Bochum e.V.. Die aus der Selbsteinschätzung mit Werten von 0 (nicht vorhanden) bis 10 (maximal vorhanden) angegebene Symptomschwere wurde in Bezug zur Auswertung des BDI gebracht.

Ergebnis: 55 Patienten oder ihre Angehörigen füllten den Bogen aus, bei 50 war das BDI auswertbar, welches im Median bei 28,5 lag. Bei den 25 Patienten unterhalb des Medians (in Klammern Symptomschwere bei den übrigen mit höheren Depressionswerten) lag die Symptomschwere im Mittel bei: max Schmerz 7,8 (8,0), Übelkeit 1,6 (3,6), Erbrechen 0,9 (2,4), Obstipation 0,8 (4,3), Dyspnoe 3 (4,2), Fatigue 4,7 (8), Ängste 3,5 (4,3), gefühlte Belastung 4,1 (6,5 alles n.s.).

Diskussion: Das Beck'sche Depressionsinventar ist ein valides Instrument zur Einschätzung einer möglichen depressiven Stimmungslage [Beck 1996]. Im Mittel lagen die Patienten vor SAPV Betreuung auf einer 70% Perzentile im Vergleich zur Normalbevölkerung und waren somit insgesamt depressiver nach diesem Screening. Wenngleich aufgrund der geringen Studiengröße kein Signifikanzniveau erreicht wurde, so zeigten sich durchgehend höhergradige Symptomschweren bei den depressiven Patienten, vor allem bei Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Fatigue und Angst.

Fazit: Die Untersuchung gibt Hinweise, dass depressive Patienten in palliativer Situation eine höhere Symptomschwere haben. Depression und Symptomlast kommen wechselseitig als Ursache und Wirkung in Frage. In der Praxis sollten vor einer langsam wirkenden und nebenwirkungsträchtigen antidepressiven Therapie adäquate symptomkontrollierende Maßnahmen erwogen werden.