Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P16
DOI: 10.1055/s-0030-1265372

Interdisziplinäre, interventionelle Schmerztherapie – ein Fallbeispiel

N Spanagel 1, R Laufenberg-Feldmann 2, M Weber 3, C Geber 4, MB Pitton 5, R Schwab 2
  • 1Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung für Anästhesie, Koblenz, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Klinik für Anästhesie, Mainz, Germany
  • 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, Mainz, Germany
  • 4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Mainz, Germany
  • 5Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Germany

Einleitung: Tumorschmerzen mit Nervenbeteiligung stellen im Rahmen der Symptomkontrolle eine große Herausforderung dar. Insbesondere kann die medikamentöse Therapie mit hoch dosierten Opioiden durch die Nebenwirkungen limitiert sein.

Fallbeispiel: Wir beschreiben den Krankheitsverlauf einer 49-jährigen Patientin mit ossär, hepatisch und pulmonal metastasiertem neuroendokrinen Tumor des Dünndarms. Im Vordergrund stand die massive Schmerzsymptomatik (gürtelförmiger Oberbauchschmerz), die durch ca. 800mg/d Morphinsulfat via PCIA (Patient controlled intravenous Analgesia) nur unzureichend reduziert werden konnte. Darunter traten Nebenwirkungen wie Obstipation, Müdigkeit, Übelkeit und Inappetenz auf. Die medikamentöse Schmerztherapie wurde durch 15mg/d L-Polamidon ergänzt, sodass die Morphinsulfatdosis auf 600mg/d i.v. reduziert werden konnte. An opioidbedingten Nebenwirkungen persistierte, trotz intensivierter Laxantientherapie (incl. Methylnaltrexon), nur die ausgeprägte Obstipation. Aufgrund der Schmerzlokalisation und der vermuteten Beteiligung des Plexus coeliacus erfolgte eine CT gesteuerte Blockade des Plexus coeliacus durch die interventionelle Radiologie. Hierdurch konnte innerhalb weniger Tage der Gesamtverbrauch von Morphinsulfat deutlich reduziert werden auf eine Dosis von 60mg/d i.v.. Bei stabiler Schmerzreduktion (NRS 1/10) erfolgte die Umstellung auf ein Fentanyl-Pflaster 75µg/h in Kombination mit 22,5mg L-Polamidon p.o., die opioidbedingten Nebenwirkungen waren hierunter nicht mehr vorhanden.

Diskussion: Die Blockade des Plexus coeliacus durch interventionell-radiologische Verfahren kann ergänzend zur medikamentösen Schmerztherapie effektiv zur Symptomkontrolle beitragen und damit medikamenteninduzierte Nebenwirkungen reduzieren. Dieses Fallbeispiel unterstreicht die Wichtigkeit eines gut kommunizierten, interdisziplinären Vorgehens in der Schmerztherapie.