Endo-Praxis 2010; 26(3): 130
DOI: 10.1055/s-0030-1265012
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Tipps und Tricks – Einsatz von blauem Licht in der Endoskopie

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Publication Date:
19 August 2010 (online)

 

Bereits im 19.Jahrhundert erzählt Eduard Mörike in seiner "Historie von der schönen Lau", die Geschichte einer Wassernixe am Blautopf. Angetan von dem faszinierend tiefblauen Wasser der Quelle der Blau in Blaubeuren lernte sie das Lachen wieder. Sehr naheliegend also, dass ein Blaubeurer über die Arbeit von Jesper Durup (S. 128) zum Einsatz von Farben in Operationssälen und Endoskopieräumen einen Kommentar schreibt.

Der Einsatz der Chromoendoskopie, des Narrow Band Imaging und ähnlicher Verfahren nutzt unsere Fähigkeit des Farbsehens in unterschiedlicher Weise, hierzu wurde schon viel publiziert. Streng wissenschaftliche Ausarbeitungen zum Einsatz von farbigem Licht in den Endoskopieräumen gibt es noch nicht. Daher werden im Folgenden allgemeine Erkenntnisse zur Farbwirkung mit persönlichen Erfahrungen im Einsatz von farbigem Licht in der Endoskopie verbunden.

Für das Farbsehen benötigen wir spezielle Sinneszellen, die Zapfen. Diese sind in 3 Ausprägungen vorhanden, die ihr Empfindlichkeitsmaximum in den Spektralbereichen "Rot", "Grün" und "Blau" haben. Die menschlichen Sehzellen für Blau verarbeiten ein sehr enges Band des Lichtspektrums, daher reagiert das Auge sehr empfindlich auf Rotanteile in Blau. Dadurch können wir farbige Objekte sehr plastisch und detailgenau wahrnehmen.

Die in der Endoskopie für die optimale Darstellung am Endoskopiebildschirm notwendige Abdunkelung des Raums bedeutete in der Vergangenheit eine Verschlechterung der Sichtverhältnisse am Arbeitsplatz der Endoskopieassistenz. Heute werden abseits des Bildschirms viele wichtige und teils diffizile Arbeitsvorgänge geleistet. Neben dem Führen des Protokolls für die Sedierung und der Vorbereitung und Applikation von Medikamenten, wird auf der Assistenzseite ein umfangreiches Instrumentarium eingesetzt. Die Anwendung von Clips, Führungsdrähten und die Verarbeitung von Proben z. B. erfordern eine möglichst optimale Sicht. Sehr spannend ist daher der Ansatz der Arbeitsgruppe von Jesper Durup, ein Raumlichtkonzept für jeden Arbeitsgang zu erstellen.

Ein einfacher Lösungsansatz sind blendfreie Zusatzbeleuchtungen am Assistenz-Arbeitsplatz oder – seit einem Jahr in der Endoskopie in Blaubeuren im Einsatz - ein dimmbares Lichtsystem mit einer Leuchtstoffröhre in Blaulicht und einer in Weißlicht. Das alleinige Arbeiten mit dem Blaulicht ermöglicht eine weiterhin brillante Sicht am Endoskopiebildschirm und dabei eine sehr gute Sichtbarkeit der Materialien auf der Assistenzseite. Im Vergleich mit der bisher praktizierten Senkung der Helligkeit von Weißlicht hat sich der Blaulichteinsatz von Seiten der praktischen Tätigkeit in der Endoskopie bewährt. Viel schwerer zu beurteilen ist die emotionale Wirkung von Licht. Der Sehvorgang von Farbe und Form eines Objektes ist u.a. dadurch geprägt, dass das Großhirn einen Sinneseindruck mit einer dazu gehörenden Erinnerung verbindet. Wir verbinden Geräusche und Farben mit den Eindrücken, die das Überleben im Laufe unserer Evolution garantierten. Blauer Himmel und blaues Wasser waren elementare Zeichen von Vitalität und führen bei uns daher zu positiver Stimmung.