Z Gastroenterol 2010; 48 - P679
DOI: 10.1055/s-0030-1264118

Chologener Abszess des linken Leberlappens – sequentielle transgastrische und perkutane Drainage

J Klose 1, M Pichler 1, N Landauer 1, U Müller-Lisse 2, V Gülberg 1
  • 1Klinikum der Universität München Campus Innenstadt, Medizinische Klinik, München, Germany
  • 2Klinikum der Universität München Campus Innenstadt, Institut für Klinische Radiologie, München, Germany

Leberabszesse werden meist perkutan drainiert. In wenigen Fällen verhindert die Lage eine risikoarme Punktion. Im linken Leberlappen wurde in zwei Fallberichten eine komplikationslose, endosonografiegesteuerte transgastrische Abszessdrainage beschrieben. Wir berichten über eine sequentielle transgastrische und perkutane Drainagetherapie eines chologenen Abszesses im linken Leberlappen.

Ein 58-jähriger Patient wurde mit V.a. Abszess im linken Leberlappen aus einer auswärtigen Klinik übernommen. 2002 war bei kryptogener Leberzirrhose eine Lebertransplantation erfolgt. Eine postoperative Gallengangsstenose wurde mit endoskopischer Ballondilatation und Stenteinlage in regelmäßigen Abständen therapiert. Die Körpertemperatur stieg im Verlauf auf max. 40,6°C, das CRP lag bei 20,9mg/dl. Sonographisch und im CT zeigte sich ein 5,5×5,4cm großer Abszess im linken Leberlappen. Die Notfall-ERCP ergab den Nachweis einer eitrigen Cholangitis, im Duktogramm kein Nachweis einer Verbindung zur Abszesshöhle, Stentwechsel mit getrennter Stenteinlage in den linken und rechten Gallengang. In der Blutkultur und im Abszessaspirat fanden sich eine bakterielle Mischinfektion. Die antibiotische Therapie erfolgte testgerecht. Eine primär perkutane Drainage des Abszesses wurde wegen der ungünstigen Lage als zu riskant eingestuft. Über ein longitudinales Endosonografieendoskop wurde der Leberabszess mit einer Echotip-19G-Nadel punktiert und unter Röntgenkontrolle ein Führungsdraht in mehreren Windungen in die Abszesshöhle platziert. Nach Bougierung von 7F bis 10F erfolgte die Einlage eines 4cm, 8,5 F Doppelpigtails. Unter dieser Therapie war die Abszessgröße regredient, die Entzündungszeichen normalisierten sich weitgehend. Zur Unterstützung der Abszessabheilung wurde im Verlauf zusätzlich sonografiegesteuert perkutan eine 8 F Pigtailsonde platziert, die 3mal täglich mit 20ml NaCl 0,9% gespült wurde. Die Drainagen wurden nach insgesamt 6 Wochen gezogen. Im Verlauf ergab sich auch im CT kein Hinweis für ein Abszessrezidiv.

Durch die sequentielle transgastrische und perkutane Drainage war in diesem Fall eine komplikationsarme und wirksame Therapie des Abszesses im linken Leberlappen möglich. Zur Beurteilung der Methode sind Erfahrungen an größeren Patientenzahlen notwendig.