Z Gastroenterol 2010; 48 - P666
DOI: 10.1055/s-0030-1264105

Primäres malignes Scheidenstumpfmelanom – Kasuistik

F Kühn 1, M Sayyad 2, A Radtke 3, E Koepcke 4, C Prinz 5
  • 1Universität Rostock, Chirurgische Klinik, Rostock, Germany
  • 2KMG Klinikum Güstrow GmbH, Urologische Klinik, Güstrow, Germany
  • 3Pathologische Praxis, Güstrow, Germany
  • 4KMG Klinikum Güstrow GmbH, Gynäkologische Klinik, Güstrow, Germany
  • 5KMG Klinikum Güstrow GmbH, Chirurgische Klinik, Güstrow, Germany

Einleitung: Das primäre Melanom der Vagina ist mit weltweit weniger als 300 publizierten Fällen ein äußerst seltenes Malignom und wird meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert und weist eine schlechte Prognose auf.

Patienten/Methode: Im Dezember 2008 stellte sich eine 44-jährige Patientin aufgrund ziehender Unterbauchbeschwerden und vaginaler Blutungen vor. Die Beschwerden erschienen der im Dezember 2004 aufgrund eines Uterus myomatosus hysterektomierten Patientin und Mutter eines gesunden Kindes wie frühere Regelbeschwerden. Unter dem V.a. ein Granulom des Scheidenstumpfes wurde in der gynäkologischen Untersuchung eine PE entnommen. Die histologische Aufarbeitung ergab ein Infiltrat eines nodulären Melanoms. Es schloss sich die weitere Diagnostik mit MRT/CT, Ganzkörper-PET-CT, Koloskopie und Endosono an. Es zeigte sich eine großnoduläre Raumforderung am Scheidenstumpf mit einer Ausdehnung von 5×4,5×9cm und engem Kontakt zu Rektum, Sigma und Harnblase. Auffällig waren mehrere regionale Lymphknoten, pararektale Metastasen bds., eine parailiacale Metastase links sowie paraaortale Lymphknotenmetastasen. Nach Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard wurde die Indikation zur multiviszeralen Resektion gestellt. Im Januar 2009 erfolgte die Scheidenstumpfresektion und tiefe anteriore Rektum-/Sigmaresektion en bloc, die Adnexexstirpation links, die Lymphadenektomie iliacal und paraaortal bds. sowie die Appendektomie und protektive Zökostoma-Anlage. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Die abschließende gynäkologische Untersuchung zeigte eine reizlose Vulva und eine Restscheide von 6cm Länge. Die Histologie ergab ein ulzeriertes, noduläres, in größter Ausdehnung 85mm messenden Melanoms der Vagina. Der Tumor wurde nach CHUNG et al. als Level IV (Invasion >2mm), pN1 (34/61) pM1 (PER) L1 V0 R0 klassifiziert. Die Patientin erhielt anschließend eine adjuvante palliative Therapie mit DTIC (Dacarbazin).

Zusammenfassung: Das vaginale Melanom ist eine sehr seltene Erkrankung mit schlechter Prognose. Die chirurgische Resektion gilt als Therapie der Wahl. Die symptomarme Tumorentität zeigt einmal mehr, wie wichtig regelmäßige Vorsorge-untersuchungen sind, da die Prognose bei Eintreten der klinischen Symptomatik bereits infaust ist.