Z Gastroenterol 2010; 48 - P620
DOI: 10.1055/s-0030-1264059

Aussagekraft der diagnostischen Oesophagogastroduodenoskopie vor Adipositaschirurgie

J Jenkner 1, BJ Bechtold 1, D Gärtner 1, W Hanna 1, J Baral 1, M Blüher 2, N Klöting 2, MR Schön 1
  • 1Städtischen Klinikum Karlsruhe, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Karlsruhe, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Medizinische Klinik & Poliklinik III, Leipzig, Germany

Einleitung: Vor bariatrischen Operationen (OP) wird allgemein eine diagnostische Oesophagogastrosduodenoskopie (ÖGD) zur präoperativen Abklärung empfohlen.

Ziele: Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss der präoperativen ÖGD auf die Wahl des OP-Verfahrens (OP-Taktik), den OP-Zeitpunkt, postoperative Morbidität und Letalität.

Methodik: Von 01/2008 bis 03/2010 wurde bei 145 Patienten eine ÖGD vor elektiver Adipositaschirurgie dokumentiert durchgeführt (67 Sleeve-Gastrectomien (SG), 46 Magenbypasses (RYGB), 11 biliopankreatische Diversionen (BPD), 11 Pouchreduktionen (POUCH) nach Bypass, 12 Magenband-OPs (AGB), 32 der Patienten waren bariatrisch voroperiert (REDO). Zu 88% (n=129) erfolgte die ÖGD in der chirurgischen Endoskopie unserer Klinik. Statistische Zusammenhänge wurden anhand des Chi-Quadrat-Tests berechnet.

Ergebnis: Bei 71% (n=101) der ÖGDs wurde ein pathologischer Befund erhoben: 6 Ulcera, 46 Gastritiden, 16 Erosionen in Magen oder Duodenum, 22 mal gastrooesophagealer Reflux, 24 Cardiainsuffizienzen, 24 Hiatushernien, 24 positive Helicobacter-pylorie-(HP)-Schnelltests, 25 HP-Eradikationen, eine davon ex iuvantibus. Aufgrund der präoperativen ÖGD wurde 6 mal (4,1%) eine andere OP durchgeführt, als ursprünglich geplant (OP-Taktik geändert): 1x SG statt RYGB bei Duodenalulcera, 1x RYGB statt SG da keine duodenalen Angiodysplasien wie vorbeschrieben, 1x RYGB statt BPD bei Cardiainsuffizienz, 3x endoskopische statt laparoskopische Magenbandentfernung. 5 OPs (3,4%) wurden wegen des Endoskopiebefundes verschoben: 2mal bei HP-positiven Ulcera, 1mal bei HP-positiver Gastritis, 2x mal bei HP-negativer Gastritis/Duodenitis). Klinisch evidente Leckagen traten bei 11 Patienten (8,1%) auf, die Letalität lag bei 2% (n=3). Es besteht keine signifikante Beziehung zwischen einem pathologischen Befund bei der präoperativen ÖGD und der Änderung der OP-Taktik (p=0,528), der Letalität (p=0,835) oder dem Auftreten einer klinisch evidenten Leckage (p=0,547).

Schlussfolgerung: Die präoperative ÖGD vor elektiver Adipositaschirurgie ist ein wichtiges und risikoarmes Instrument zur Wahl des OP-Verfahrens. Wir glauben, dass eine Anpassung der operativen Strategie hinsichtlich des präoperativen ÖGD-Befundes, postoperative Komplikationen vermindert.