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DOI: 10.1055/s-0030-1264043
Sicherer und effektiver Einsatz von Entecavir als first-line Therapie bei immunsupprimierten Patienten mit schwerer Hepatitis B Reaktivierung
Einleitung: Eine Reaktivierung des Hepatitis B Virus (HBV) unter Chemotherapie oder Immunsuppression ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die sowohl bei HBs-Antigen positiven als auch bei HBs-Antigen negativen, anti-HBc positiven Patienten auftreten kann. Schwere Reaktivierungen sind häufig mit einer hohen Mortalität verbunden. Die neuen EASL Leitlinien empfehlen daher ein engmaschiges Screening vor Chemotherapie. Für die Therapie der HBV-Reaktivierung gibt es hingegen noch keine allgemeinen Empfehlungen.
Ziele: Ziel unserer Untersuchung war es, die Sicherheit und Effektivität von Entecavir (ETV) bei schwerem Verlauf einer HBV-Reaktivierung zu untersuchen.
Methodik: Seit der Zulassung von ETV im August 2006 wurde in unserem Zentrum bei 4 Patienten mit follikulärem Lymphom bzw. AML eine ETV Therapie eingeleitet, bei denen zuvor durch eine immunsuppressive Behandlung (Chemotherapie bzw. allogene Stammzelltransplantation) eine schwere HBV-Reaktivierung induziert worden war. Analysiert wurden biochemisches und virologisches Ansprechen unter ETV Therapie sowie das Auftreten von Nebenwirkungen. Zur genaueren Überwachung des Therapieansprechens wurde zudem eine quantitative HBs-Antigen Bestimmung durchgeführt.
Ergebnis: Bei allen 4 Patienten kam es unter Therapie mit Entecavir zu einer schnellen und dauerhaften Virussupression einhergehend mit einer ebenso raschen klinischen Verbesserung. Ein Patient verstarb durch Progress der Grunderkrankung. Relevante Nebenwirkungen durch die ETV-Therapie wurden nicht beobachtet. In allen Fällen konnte ein Leberversagen verhindert werden. 3 von 4 Patienten hatten sowohl eine HBe- als auch eine HBs-Serokonversion. Bei allen Patienten kam es zu einem starken Abfall des HBs-Antigens in den ersten 4 Wochen nach Einleitung der ETV Therapie. Bei zwei der Patienten konnte bei ausreichend hohem, protektivem anti-HBs-Titer über 100 IE/l die Therapie mit ETV inzwischen beendet werden.
Schlussfolgerung: ETV scheint eine sichere und effektive Behandlung für schwere HBV-Reaktivierungen zu sein. Die quantitative Bestimmung des HBs-Antigens könnte bei schweren HBV-Reaktivierungen ein geeigneter Marker zur Überwachung des Therapieansprechens auf ETV sein. Dies sollte an einer größeren Anzahl von Patienten weiter untersucht werden.