Z Gastroenterol 2010; 48 - P574
DOI: 10.1055/s-0030-1264014

Retroperitoneale Endoskopie bei postpankreatitischen Nekrosen – Ergebnisse nach über 10 Jahren Erfahrung

B Dahl 1, A Schütte 1, J Behrends 1, P Troschel 1, H Seifert 1
  • 1Klinikum Oldenburg, Abteilung für Gastroenterologie und Diabetologie, Oldenburg, Germany

Einführung: Die retroperitoneale endoskopische Therapie symptomatischer postpankreatitischer Nekrosen ist seit ihrer Einführung vor 11 Jahren vielerorts Therapie der ersten Wahl geworden. Wir berichten aus diesem Zeitraum über die größte bisher vorliegende monozentrische Fallzahl.

Methoden: Es wurden die Daten aller Patienten erfasst, die seit 1999 in der Universitätsklinik Frankfurt (bis 6/2001) und im Klinikum Oldenburg (seit 7/2001) aufgrund postpankreatitischer Nekrosen endoskopisch behandelt wurden. Ausgangsbefunde, Therapieverläufe und die Ergebnisse der Nachbeobachtung wurden dokumentiert.

Ergebnisse: 98 Patienten (64m, 34 w) wurden behandelt. Der Zeitraum vom Beginn der Symptomatik bis zum Beginn der Therapie betrug im Median 39 Tage (4–352), es wurden im Median 6 Nekrosektomien durchgeführt (2–23). Die 30-Tage-Letalität betrug 3,1%. Die Gesamtletalität im Nachbeobachtungszeitraum (Median 23 Monate) lag bei 10,2%, häufigste Todesursache war ein septisches Kreislaufversagen. Endoskopie-bedingte Komplikationen traten bei 21 Patienten auf (12,2%), am häufigsten waren Blutungen. 9 Patienten wurden aufgrund endoskopisch bedingter Komplikationen operiert. Im Verlauf waren bei 13 Patienten Re-Interventionen erforderlich (11 endoskopische Drainagen, 2 Operationen). Bei 21 Patienten war eine endoskopische Pankreasgangtherapie erforderlich.

Zusammenfassung: Die retroperitoneale endoskopische Therapie postpankreatitischer Nekrosen ist im Vergleich zum traumatischeren chirurgischen Vorgehen wahrscheinlich mit geringerer Letalität und Morbidität verbunden. Direkt vergleichende Studien fehlen. Sie erscheinen aufgrund der vorliegenden Daten auch schwierig durchführbar. Aus unserer Erfahrung hat sich dabei folgendes Vorgehen bewährt:

  • Indikation: manifeste Infektion, symptomatische oder sehr große und progrediente Läsionen.

  • Transmurale Endoskopie im ersten Eingriff.

  • Aggressives Vorgehen: Entlastung aller Verhalte im gesamten Retroperitoneum, ggf. perkutane endokopische Zugänge.

  • Endoskopische Pankreasgangtherapie: wichtig für Spätergebnisse.

Perspektive: Erarbeiten eines möglichst standardisierten endoskopischen Vorgehens in einem prospektiven Protokoll (oder für grundsätzlich unterschiedliche Verfahren, die man dann randomisiert vergleichen könnte).