Z Gastroenterol 2010; 48 - P464
DOI: 10.1055/s-0030-1263904

Assoziation einer häufigen Genvariante der Gallensäurepumpe BSEP (ABCB11) mit erhöhtem Risiko für HCV Infektion

R Müllenbach 1, S Weber 2, V Plantz 2, V Zimmer 2, F Lammert 2, F Grünhage 2
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin 2, Homburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany

Einleitung: Die Gallensäurepumpe BSEP (ABCB11) ist das zentrale Molekül des Gallensäuretransports aus den Hepatozyten in die Gallengänge. Sie ist ausschließlich in der kanalikulären Membran der Hepatozyten lokalisiert, und inaktivierende Varianten führen in homozygoter Form zu progressiver familiärer Cholestase Typ 2 (PFIC2). Die Genvariante ABCB11 c.1331T>C, resultierend im Aminosäureaustausch p.V444A, kommt in der Population häufig vor (Allelfrequenzen ca. 60% und 40%) und ist mit individuell unterschiedlichen Gallensäurekonzentrationen im Serum assoziiert. Homozygotie für das [C]-Allel führt zu einer dreifach erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase. Gallensäuren beeinflussen die Replikation des Hepatitis-C-Virus (HCV) in vitro.

Ziel: Das Ziel der Untersuchung war, herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen ABCB11-Genotyp und HCV-Status besteht.

Methodik: Der allelische Status der ABCB11 c.1331T>C Variante wurde durch Taqman RT-PCR mit allelspezifischen Oligonucleotiden bei 723 HCV-infizierten Patienten analysiert und mit einer nicht infizierten Kontrollgruppe (n=413) verglichen.

Ergebnisse: Die ABCB11 c.1331C>T Allelverteilung unterschied sich signifikant zwischen HCV-Patienten und Kontrollen (p=0,04). Homozygote oder heterozygote Träger des Risikoallels [C] zeigten eine 1,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, HCV-positiv zu sein, als homozygote Träger des [T]-Allels (p=0,02).

Schlussfolgerungen: Das Risikoallel der Genvariante ABCB11 c.1331T>C ist mit geringerer Aktivität der Gallensäureexportpumpe assoziiert. Dies führt möglicherweise zu einer höheren Gallensäurekonzentration im Hepatozyten. Unsere Daten zeigen, dass das ABCB11-Risikoallel zu einer erhöhten HCV-Replikation und damit Chronifizierung in Patienten beitragen und eine verminderte Gallesekretion der Hepatozyten einen Risikofaktor für HCV-Persistenz darstellen könnte.