Z Gastroenterol 2010; 48 - P436
DOI: 10.1055/s-0030-1263876

Das hepatozelluläre Karzinom bei Leberzirrhose – Prävalenz und Ergebnisse der Surveillance bei Patienten eines tertiären Referenzzentrums von 1997–2005

M Demir 1, K Kutsch 1, S Schulte 1, T Goeser 1, U Töx 1, HM Steffen 1
  • 1Universität zu Köln, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Köln, Germany

Hintergrund: Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) gehört zu den häufigsten Neoplasien weltweit und ist in über 90% der Fälle mit einer Leberzirrhose unterschiedlichster Ätiologie assoziiert. Die frühzeitige Diagnose eines behandelbaren HCC ist das Ziel der Surveillance. Diese Studie soll die Prävalenz des HCC und die Ergebnisse der Surveillance bei Patienten eines tertiären Referenzzentrums untersuchen.

Methoden: Es wurden retrospektiv die Daten von 237 Patienten (154männlich, 83 weiblich) ausgewertet, die im Zeitraum vom 1.7.97 bis 30.4.05 in der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie der Uniklinik Köln aufgrund einer überwachungsbedürftigen Leberzirrhose behandelt wurden. Patienten, die bei Erstkontakt ein HCC aufwiesen (Gruppe 2, n=76) oder erst im Rahmen der Surveillance entwickelten (Gruppe 1, n=161, davon 24 mit HCC) wurden hinsichtlich der Merkmale Geschlecht, Alter, Risikofaktoren, HCC-Morphologie, Operabilität nach Mailand- bzw. UCSF-Kriterien, AFP-Werte und Überlebenszeit verglichen.

Ergebnisse: Männer waren signifikant häufiger von einem HCC betroffen als Frauen (p=0,005). Das mediane Alter bei Erstdiagnose lag bei 64 Jahren. 50% der HCC entstanden auf dem Boden einer chronischen HCV Infektion, 18% waren alkoholinduziert. 81% der HCC wurden durch die Sonografie erkannt. Nur bei 28% der HCC-Patienten zeigte sich eine pathognomonische Erhöhung der AFP-Werte auf >320 kU/l. Bezüglich der Operabilität lag kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen vor (Mailand-Kriterien: 11/24 Patienten Gruppe 1, 26/76 Gruppe 2; UCSF-Kriterien: 12/24 Gruppe 1, 35/76 Gruppe 2). Die mittlere Überlebenszeit aller HCC Patienten betrug 52±5 Monate (kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen). Eine Lebertransplantation bei HCC-Patienten beider Gruppen brachte eine deutliche Überlebenszeitverlängerung: 32 Monate in Gruppe 1, 12 in Gruppe 2.

Schlussfolgerung: Durch die gewählten Surveillancekriterien ließ sich trotz Einhaltung der Mailand- bzw. UCSF-Kriterien bei der Planung einer LTX, keine sichere Verbesserung des Überlebens der Patienten mit HCC erzielen. Die konsequente Einhaltung der Beobachtungsintervalle hätte wahrscheinlich zu einer höheren Rate von potentiell kurativ therapierbaren HCC und somit zu besseren Überlebenszeiten geführt.