Z Gastroenterol 2010; 48 - P430
DOI: 10.1055/s-0030-1263870

Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sorafenib bei Patienten mit Rezidiv eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) nach Lebertransplantation

I Niederle 1, M Wörns 1, M Hoppe-Lotichius 2, A Grambihler 1, M Sprinzl 1, H Schulze-Bergkamen 3, C Düber 4, M Schuchmann 1, PR Galle 1, G Otto 2, A Weinmann 1
  • 11. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 2Transplantationschirurgie Chirurgie von Leber, Pankreas, Gallenwegen, Mainz, Germany
  • 3Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 4Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Germany

Einleitung: Bei Patienten (Pat) mit Lebertransplantation (LTX) bei HCC kommt es in 8–20% zu einem Rezidiv (Rez) mit extrahepatischen Metastasen. Mit dem Multityrosinkinaseinhibitor Sorafenib steht erstmalig eine systemische Therapie mit einer nachgewiesenen Verbesserung des Überlebens zur Verfügung. Im Rahmen der Zulassungsstudie waren Patienten mit Z.n. Organtransplantation ausgeschlossen, so dass wenige Daten zum Einsatz in dieser Situation vorliegen.

Ziele: Analyse von Überleben und Verträglichkeit einer systemischen Therapie eines HCC Rez nach LTX mit Sorafenib.

Methodik: Retrospektive Datenanalyse der an der Universitätsklinik zwischen 1998 und 2009 bei HCC transplantierten Pat mit gesichertem Rezidiv.

Ergebnis: 178 Pat wurden transplantiert (medianes Alter 58,1 Jahre,133 ♂/45 ♀). Medianer (med) Beobachtungszeitraum ab LTX 34 Monate. Bei 27 Patienten (17 ♂, 10 ♀, med Alter 58,2 Jahre) wurde ein Rez gesichert, Rezidivrate 15,2%. Ätiologie der Lebererkrankung: chronische Hepatitis B (n=5), chronische Hepatitis C (n=12), alkoholische Lebererkrankung (n=6), andere Leberkrankung (n=4). Hauptlokalisation des Rezidivs: Bauchwand (n=2), Knochen (n=3), Lunge (n=7), Lymphknoten (n=2), Nebenniere (n=3), andere (Peritoneum, Pleura) n=9, rein intrahepatisch n=1.

Ersttherapie nach Rez: Operation (n=8), Chemotherapie (n=6), TACE (n=3), Sorafenib (n=2), Best Supportive Care (BSC) (n=4), unbekannt (n=4). Insgesamt wurden 6 Pat mit Sorafenib behandelt (2 primär, 3 nach Op mit erneut messbarem Tumor, 1 nach Chemotherapie). Med Therapiedauer 328 Tage (98–387 Tage). Eine Zweitlinientherapie mit Sunitinib wurde bei 3 Pat durchgeführt, med. Behandlungsdauer 296 Tage.

Med Überleben ab Rez bei alleiniger Operation 439 Tage, bei Chemotherapie 253 Tage, bei TACE 197 Tage, bei BSC 85 Tage.

Das med Überleben mit Sorafenibtherapie betrug 854 Tage (Zeit bis Rez 659 Tage) ab Rez und ohne Sorafenib 193 Tage (Zeit bis Rez 475 Tage). Es wurde klinisch keine erhöhte Toxizität der zielgerichteten Therapie beobachtet, die Rate an Abstoßungen war nicht erhöht.

Schlussfolgerung: Die systemische Therapie eines HCC Rezidivs nach LTX mit Sorafenib war ohne erhöhte Toxizität oder erhöhte Inzidenz von Abstoßungen durchführbar und verlängerte das Gesamtüberleben im untersuchten Kollektiv.