Z Gastroenterol 2010; 48 - P323
DOI: 10.1055/s-0030-1263763

Double-Stenting eines Jejunostomas mit Abszess-/Fistelsystem bei Ovarialcarzinom

M Kantowski 1, H Diebolder 2, A Stallmach 3, U Settmacher 4
  • 1Uniklinik Jena, Interdisziplinäre Endoskopie, Jena, Germany
  • 2Klinik für Frauenheilkunde, Uniklinik Jena, Jena, Germany
  • 3Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Interdisziplinäre Endoskopie, Jena, Germany
  • 4Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Uniklinik Jena, Jena, Germany

Einleitung: 49-jährige Patientin mit kompliziertem Verlauf bei Ovarialkarzinom im Stadium FIGO III mit solitärer Lebermetastase und Lungenfiliae beidseits. 01/09 erfolgte auswärts die Resektion der Lebermetastase, pelvines Tumordebulking, Hysterektomie und Metastaseresektion am Treitz'schen-Band. 02/09 Wiedervorstellung mit infiziertem Chylaskos und schwersten Adhäsionen. Offene Revision mit Verschluss der Lymphfistel durch Fibrinkleber. Aufgrund der ausgedehnten Adhaesionen wurden 90cm Dünndarm reseziert und ein doppelläufiges Jejunostoma wurde 1m distal des Treitz'schen Bandes angelegt. Es folgten sechs weitere operative Revisionen wegen Stomaretraktion, Leckage, AP-Rückverlegung, Platzbauch und Flankenphlegmone bei zwei entero-kuntanen Fisteln. 04/09 Portanlage. Auch unter parenteraler Ernährung und konservativer Therapie kam es innerhalb von 4 Wochen zu keiner Besserung.

Material und Methoden: Bei Vorstellung in unserer interdisziplinären Endoskopie fanden sich am rückverlegten Jejunostoma zwei Dünndarmfisteln mit Flankenphlegmone und schwerem Ekzem. Eine ausreichende pflegerische Versorgung war nicht möglich. Die enterale Ernährung war seit 2 Monaten ausgesetzt. Der narbige Steg zwischen den beiden Fisteln wurde inzidiert und der Flankenabszess entlastet. Die beiden enterokutanen Fisteln hatten einen gemeinsamen Ursprung an der Anastomose in der Tiefe. Der zuführende Dünndarmschenkel wurde mit dem 6mm Feinkalibergastroskop unter radiologischer Kontrolle aufgesucht. Die fehlende Strecke vom Dünndarm zur Bauchdecke hin wurde durch einen gecoateten Dünndarmstent (2×12cm Länge) überbrückt. Bei komplett okkludiertem Sigma wurde in den abführenden Schenkel noch ein zweiter gecoateter Stent (1×6cm Länge) in gleicher Sitzung eingelegt.

Ergebnis: Der „neue AP“ konnte mit einer herkömmlichen Grundplatte pflegerisch gut versorgt werden. Die Phlegmone bildete sich rasch zurück. Trinken und breiige Kost war wieder möglich. 3 Monate später ist die Patientin aufgrund ihres fortgeschrittenen Tumorleidens verstorben.

Diskussion: Bei fortgeschrittenem Tumorleiden bietet die interventionelle Endoskopie auch in scheinbar aussichtslosen Fällen noch gute Möglichkeiten die Lebensqualität der Patienten in den letzten Wochen noch deutlich zu verbessern.