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DOI: 10.1055/s-0030-1263760
Gar nicht so selten: Magenmetastasen bei Mammakarzinom. Eine Fallserie
Einleitung: Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung der Frau, alleine in Deutschland erkranken jährlich ca. 60.000 Patientinnen. Die üblichsten Fernmetastasierungen werden in Leber, Lunge und im Skelett beobachtet, es werden jedoch auch selten Filialisierungen in den Gastrointestinaltrakt beschrieben.
Methoden: Zwischen dem 1.1.2009 und dem 31.12.2009 wurde in der Asklepios Klinik Barmbek bei insgesamt 3000 durchgeführten Ösophago-Gastro-Duodenoskopien (ÖGD) bei 5 Patientinnen (mittleres Alter 73 Jahre) eine gastrale Metastasierung eines Mammakarzinoms diagnostiziert. Das Mammakarzinom war dabei im Mittel seit 17 Monaten bekannt, bei vier Patientinnen bestanden bereits Knochenmetastasen. Die ÖGD erfolgte zur Abklärung unspezifischer Oberbauchbeschwerden.
Ergebnisse: In der ÖGD fand sich bei einer Patientin makroskopisch leglich eine erosive Antrumgastritis, bei zwei Patientinnen nur kleinere suspekte Schleimhautläsionen., bei einer weiteren Patientin eine offensichtliche Tumorinfiltration sowie bei einer Patientin eine stenosierende, submuköse Raumforderung im Antrum.
Histologisch konnte bei allen Patientinnen ein gering- bis mässiggradig differenziertes (teils siegelringzellhaltiges) Adenokarzinom mit starker Ausprägung des Östrogenrezeptors im ER-ICA (Estrogen receptor immunocytochemical assay) nachgewiesen werden. Die Tumorzellen exprimierten in der immunhistochemischen Untersuchung zudem stark Zytokeratin 7 sowie Mammoglobin. Der HER-2-neu-Rezeptorstatus der gastralen Metastasen entsprach nicht immer dem Rezeptorstatus des Primarius.
Zusammenfassung und Fazit: Insbesondere bei Patientinnen mit einem bekannten Mammakarzinom in der Vorgeschichte ist bei unklaren Oberbauchbeschwerden sowie suspekten Veränderungen in der Gastroskopie auch an eine gastrale Manifestation der zugrundeliegenden Tumorerkrankung zu denken. Hierbei sollte auch aus nicht primär tumorverdächtigen Befunden eine Biopsie entnommen werden. Der Pathologe sollte explizit über das Vorliegen eines Mammakarzinoms in der Anamnese informiert werden, um anhand von immunhistochemischen Zusatzuntersuchungen eine therapeutisch relevante Differenzierung zwischen einem (siegelringzellhaltigen) Adenokarzinom des Magens und einer gastralen Mammakarzinommetastase ermöglichen zu können.