Z Gastroenterol 2010; 48 - P241
DOI: 10.1055/s-0030-1263681

Wahrnehmung von Schutzimpfungen bei Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – Ergebnisse eines regionalen Versorgungsforschungsprojekts

N Teich 1, 2, 3, T Klugmann 1, 2, A Ackermann 3, B Holler 4, J Mössner 4, A Liebetrau 5, I Schiefke 2, 3, 6
  • 1Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Leipzig, Germany
  • 2Praxisverbund für die Klinische Forschung, Leipzig, Germany
  • 3Klinikum St. Georg gGmbH, 2. Klinik für Innere Medizin, Leipzig, Germany
  • 4Universitätsklinikum Leipzig, Department für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Leipzig, Germany
  • 5Gesundheitsamt, Leipzig, Germany
  • 6Praxisverbund Gastroenterologie und Hepatologie am Johannisplatz, Leipzig, Germany

Einleitung: Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sind aufgrund ihrer Grundkrankheit, aber auch durch die häufig notwendige immunsuppressive Therapie, gefährdet, an einer impfpräventablen Infektionskrankheit zu erkranken.

Ziele: In einer Stichprobe sollte der Impfstand bei CED-Patienten erhoben werden. Besondere Beachtung galt den Argumenten der Patienten gegen die empfohlenen Schutzimpfungen.

Methodik: Wir baten 203 Patienten (57% Mb. Crohn, 63% weiblich, medianes Alter 36 Jahre), die im letzten Jahr keine Impfberatung erhalten hatten, einen Fragebogen mit 38 Fragen zu beantworten. Zudem wurden alle Impfnachweise erfasst und mit den aktuellen Empfehlungen der STIKO abgeglichen. Die Untersuchung erfolgte vom 1.4. bis 30.9.2009.

Ergebnisse: Nur 83% der Patienten hatten einen Impfausweis. Es fanden sich erhebliche Impfdefizite; so wurden in den letzten zehn Jahren nur 67% gegen Tetanus und 21% gegen Pertussis geimpft, 28% nahmen die Impfung gegen die saisonale Grippe 2008 wahr und nur 9% wurden jemals gegen Pneumokokken geimpft. Im Subgruppenvergleich von Patienten mit TNF-Blockern (n=39) mit Patienten, die noch nie eine immunsuppressive Dauertherapie erhielten (n=67), zeigten sich keine Unterschiede. Hingegen wären 80% der Patienten bereit, die offiziell empfohlenen Schutzimpfungen durchführen zu lassen. 22% der Patienten vermeiden Schutzimpfungen, weil sie Nebenwirkungen befürchteten, 15% weil das Immunsystem „nicht intakt“ ist und 9% befürchten eine Verschlimmerung der CED durch eine Impfung.

Schlussfolgerungen: Der Impfstand in der untersuchten Stichprobe war unzureichend. Es fand sich insbesondere eine deutliche Diskrepanz zwischen der hohen Bereitschaft der Patienten, Schutzimpfungen durchführen zu lassen, und dem tatsächlichen Impfstand. Unsere Daten legen vor allem die Notwendigkeit einer erhöhten ärztlicher Wachsamkeit für Impflücken bei immunsuppressiv behandelten Patienten nahe.