Z Gastroenterol 2010; 48 - P164
DOI: 10.1055/s-0030-1263608

Selektive interne Radiotherapie (SIRT) bei chemotherapierrefraktären kolonrektalen Lebermetastasen

MR Schön 1, M Binnenhei 2, I Scheppers 3, T Jacobs 4, R Hoffmann 4, A Haug 5, D Warth 5, P Reimer 3, K Tatsch 6
  • 1Städt. Klinikum Karlsruhe, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe, Germany
  • 2Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Onkologie, Karlsruhe, Germany
  • 3Städt. Klinikum Karlsruhe, Zentralinstitut für Bildgebende Diagnostik, Karlsruhe, Germany
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Radiologie, München, Germany
  • 5Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Nuklearmedizin, München, Germany
  • 6Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Nuklearmedizin, Karlsruhe, Germany

Chemotherapie ist ein wesentlicher Teil der Standardtherapie bei irresektablen Lebermetastasen des Kolonkarzinoms. Es kommt jedoch regelmäßig zur Resistenzentwicklung und zum Krankheitsprogress.

Methoden: Anhand retrospektiver Falldaten wurden Patienten mit koloretalen Lebermetastasen ausgewählt, bei denen es unter Chemotherapie zum Krankheitsprogress kam. Bei 59 Patienten wurde eine SIRT durchgeführt. Follow-up Bildgebung und laborchemische wurden ausgewertet. Das Ansprechen auf die Therapie und die Toxizität wurden mithilfe von CT/MRT nach den RECIST-Kriterien (Response Evaluation Criterien in soliden Tumoren) und nach den nationalen CTCAE-Kriterien (Common Terminology Criteria for Adverse Events, Version 3.0) berechnet.

Ergebnisse: 64 Patienten (mittleres Alter, 65 Jahre, 47Männer) wurden mit Y-90 SIR-Sphären aus Resin behandelt (mittlere Aktivität, 1.9 GBq). Durchschnittlich 3,1 Monate nach erfolgter Radioembolisation wurde ein partielles Ansprechen bei 15 Patienten, Krankheitsstagnatation bei 43 und ein Krankheitsprogress bei 6 Patienten dokumentiert. Das mediane Überleben der Patienten lag bei 9,6 Monaten mit einem verbessertem Überleben bei Patienten mit niedrigem CEA-Werten (Carcinoembryonic antigen) (18,1 Monate vs. 4,9 Monate) und bei Patienten die in der Bildgebung ein Ansprechen zeigten (27,3 Monate vs. 4,1 Monate; p=0,0001). Bis auf 3 Fälle behandlungsassozierter Cholezystitis (Grad 4 Toxizität) und zwei Magenulceras (Grad 2 Toxizität) wurden keine weiteren Nebenwirkungen beobachtet.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen und therapierefaktärer Chemotherapie kann die Radioembolisation der Leber mit Yttrium-90 Resin Mikrophären mit einer vertretbarer Toxizität durchgeführt werden. Der Antitumoreffekt wird dabei durch die Schnittbildgebung und das Abfallen des Tumormarkers belegt. Aktuelle klinische Studien untersuchen die Anwendung dieser neuen therapeutischen Methode in Kombination mit Standardchemotherapieprotokollen in früheren Stadien der Erkrankung und vor Leberteilresektionen.