Z Gastroenterol 2010; 48 - P132
DOI: 10.1055/s-0030-1263576

Multimodale Therapie des Magenkarzinoms: Versorgungsrealität in einem kommunalen Krankenhaus

V Ketz 1, F Hemminger 1, H Schäfer 2, M Karthaus 2, N Nüssler 1
  • 1Klinikum Neuperlach, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Endokrine Chirurgie und Coloproktologie, München, Germany
  • 2Klinikum Neuperlach, Klinik für Hämatologie und Onkologie, München, Germany

Einleitung: Die multimodale Therapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms gilt als Therapiestandard. Grundlage sind u.a. die Ergebnisse der Magic Studie (Cunningham D, N Engl J Med. 2006 Jul).

Ziel: In der vorliegenden Studie sollte die Versorgungsrealität von Patienten mit Magenkarzinom in einem kommunalen Krankenhaus mit den publizierten Ergebnissen der Magic Studie verglichen werden.

Patienten und Methoden: Patienten mit lokal fortgeschrittenem primärem Magenkarzinom wurde eine perioperative Chemotherapie (Cisplatin und 5-FU) empfohlen. Bei Patientenwunsch, Blutung oder relevanter tumorbedingter Magenausgangsstenose erfolgte die primäre Operation. Analysiert wurden Rate und Vollständigkeit der perioperativen Chemotherapie, OP-Verfahren und postoperative Komplikationen.

Ergebnisse: Zwischen 01/08 und 12/09 wurden 52 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Magenkarzinom behandelt. Davon wurden 31 Patienten (60%) neoadjuvant therapiert und 21 (40%) primär operiert. Nur 19 der 31 Patienten (61%) erhielten präoperativ alle drei geplanten Zyklen Chemotherapie, bei 39% (n=12) wurde die Therapie abgebrochen (keine response n=7, Nebenwirkungen, Compliance n=5). Nach neoadjuvanter Therapie wurden 65% der Patienten gastrektomiert und 35% subtotal reseziert, während bei primärer OP 29% gastrektomiert und 71% subtotal reseziert wurden. Alle Patienten wurden D2 lymphadenektomiert. Es gab keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen bei der Rate an R0-Resektionen (neoadjuvante Therapie 87%, primäre OP 90%) und der Rate an postoperativen Komplikationen (neoadjuvante Therapie 17%, primäre OP 19%). Die adjuvante Therapie wurde von 21 Patienten (68%) begonnen. 8 Patienten (26%) brachen die Therapie wegen schlechter Verträglichkeit ab und nur 35% (n=11) absolvierten die adjuvante Therapie komplett.

Schlussfolgerung: Auch im kommunalen Krankenhaus hat die multimodale Therapie des Magenkarzinoms Einzug gehalten. Verglichen mit der MAGIC-Studie können bessere R0- und Komplikationsraten erreicht werden. Es bestätigt sich allerdings die schlechte Compliance der perioperativen Chemotherapie.