Z Gastroenterol 2010; 48 - P114
DOI: 10.1055/s-0030-1263558

Prävalenz und Mortalität der pulmonalen Herpes-Simplex-Virus Manifestation bei langzeitintubierten Patienten

E Lauzana 1, C Ulmer 1, S Cox 2, P Schnitzler 3, F Rieber 1, KP Thon 1, W Lamadé 1
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie, Stuttgart, Germany
  • 2Klinikum Ludwigsburg, Abteilung für Neurologie, Ludwigsburg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Department of Virology, Heidelberg, Germany

Einleitung: Pulmonale Infektionen sind eine der Hauptursachen für die hohe Mortalität beatmeter Patienten auf Intensivstationen.

Ziele: Ziel der Studie war, den Zusammenhang zwischen pulmonaler Manifestation und der Infektion mit Herpes simplex Viren (HSV) zu untersuchen. Zudem sollten Risikofaktoren für die Entstehung der HSV Positivität identifiziert und Mortalitäts- und Todesursachen untersucht werden.

Material und Methoden: In der prospektiv kontrollierten Studie wurden 114 Patienten mit Beatmungsdauer >24h und 10 kurzzeitintubierte Patienten mithilfe einer quantitativen und qualitativen Polymerasekettenreaktion (PCR) auf HSV untersucht. Die Probengewinnung erfolgte durch bronchoalveoläre Lavage (BAL). Die Mortalitätsrate im Zusammenhang mit HSV wurde untersucht.

Ergebnisse: Es konnten HSV positive BAL-Proben bei 45 (39,5%) der 114 langzeitintubierten Patienten ermittelt werden, wobei nach 11 Tagen 54% positiv wurden. Nach 10 Tagen konnte der maximale Anstieg des Viruslastnachweises beobachtet werden. Bei den kurzzeitintubierten Patienten wurde kein HSV nachgewiesen (p=0,013). Prädiktiv für die HSV Manifestation waren die Art des operativen Eingriffs, führend dabei die kardiovasculären mit 48,1% gefolgt von den gastrointestinalen Operationen mit 34,1%. Die Mortalität bei HSV positiven und HSV negativen Patienten zeigte einen signifikanten Unterschied von 57,8% zu 36,2% (Chi-Quadrattest: p=0,034). 2/3 der HSV positiven Todesfälle waren auf eine respiratorische Insuffizienz oder ARDS zurückzuführen, hingegen war bei den Todesfällen der HSV negativen Patienten bei 2/3 die kardiale Ursache führend. Prädiktiv für die HSV Manifestation waren die Art des operativen Eingriffs, führend dabei die kardiovasculären mit 48,1% gefolgt von den gastrointestinalen Operationen mit 34,1%.

Schlussfolgerung: Der Nachweis von HSV im unteren Bronchialsystem ist von der Intubationsdauer abhängig und bei langzeitintubierten Patienten mit steigender Mortalität verbunden. Da die HSV Infektion gehäuft im Zusammenhang mit bakteriellen und mykotischen Infektionen auftritt, kann zur Zeit nicht entschieden werden, ob HSV lediglich ein guter Marker für eine schwere Infektion ist. Dies könnte durch eine Interventionsstudie mit einer prophylaktischen Gabe von Aciclovir geklärt werden.