Z Gastroenterol 2010; 48 - P097
DOI: 10.1055/s-0030-1263541

Netzinfektion nach Hernienversorgung: VAC-Therapie ermöglicht Netzerhalt

A Müller 1, M Mündel 1, T Klier 1, N Nüssler 1
  • 1Klinikum Neuperlach, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, endokrine Chirurgie und Coloproktologie, München, Germany

Einleitung: Standard der Hernienversorgung ist heutzutage die Netzimplantation. Bis zu 8% der Patienten erleiden jedoch eine Netzinfektion. In der Regel muss das Netz entfernt werden. Dabei wird die ursprüngliche Hernie wiederhergestellt, was bei großen Brüchen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führt. Zudem erschwert die Defektheilung nach Infekt die erneute operative Versorgung. In der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden ob mit einer Vakuum (VAC)-Therapie bei Netzinfektion ein Netzerhalt oder zumindest die Netz-Neuimplantation während des selben Klinikaufenthalts möglich ist.

Methodik: Retrospektive Analyse aller Patienten, die zwischen 1/2008 und 3/2009 eine VAC-Therapie bei Netzinfekt erhalten hatten. Untersucht wurden Infektionszeitpunkt, Keimspektrum, Dauer der Vakuumtherapie, Krankenhausverweildauer sowie Rate an Netzerhalt, bzw. Netzneuimplantationen während desselben Krankenhausaufenthaltes.

Ergebnis: Neun Patienten (6 Narbenhernien, 2 Leistenhernien, 1 parastomale Hernie) wurden aufgrund einer Netzinfektion operiert. Der Infektionszeitpunkt reichte von 5 Tagen –22 Jahre nach der Primäroperation. Sofern möglich wurde bei den Patienten das Netz initial belassen, eine Vakuumtherapie wurde bei allen sofort begonnen. Das Keimspektrum beinhaltete Staphylokokken (davon 1 MRSA), Enterobacter, Citrobacter, Enterokokken, Corynebakterien, Propionibacterium species, Proteus und Candida species. Die Antibiotikatherapie erfolgte testgerecht. Die Dauer der VAC-Therapie lag im Mittel bei 20 Tagen (Range 6–35), die Anzahl der VAC-Wechsel reichte von 0 bis 8 Wechsel (Median 5). Die mittlere Krankenhausverweildauer lag bei 26 Tagen (Range 8–58). Ein Erhalt des Netzes war in 22% (n=2) möglich. Bei 44% (n=4) musste bei persistierendem Infekt das Netz entfernt werden, ein neues Netz konnte noch im selben Klinikaufenthalt implantiert werden. Bei 3 Patienten ist die erneute Netzversorgung im Intervall geplant.

Schlussfolgerung: Die VAC Therapie kann einen Netzerhalt bei Netzinfektion ermöglichen. Bei Netzausbau kann sie die Implantation eines neuen Netzes im selben Krankenhausaufenthalt ermöglichen. Eine definitive Hernienversorgung nach Netzinfekt war so bei über 60% der Patienten in einem stationären Aufenthalt möglich.