Z Gastroenterol 2010; 48 - P092
DOI: 10.1055/s-0030-1263536

Rasterelektronenmikroskopische (REM) Lektionen und Befunde explantierter Netze: Stehen wir vor einem neuen Anfang?

U Dietz 1, L Spor 1, J Weigand 1, CT Germer 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik, Würzburg, Germany

Einleitung: Die Implantation von nicht-resorbierbaren Netzen hat mittlerweile einen hohen Stellenwert in der Versorgung von Narbenhernien errungen. Auf der Suche nach einem besseren Verständnis der Netzbiologie werden in dieser Studie Netzexplantate morphologisch nachuntersucht.

Material und Methode: Zwischen 09/2005 und 07/2008 wurden bei 24 Patienten folgende Netze explantiert: Parietex (8); Proceed (3); Polypropylen (3); DualMesh (2); Composix (4); und PGA+PP (5). Repräsentative Bereiche der explantierten Netze wurden durch den Operateur identifiziert; dieser begleitete sowohl die Einbettung eines ersten Fragments in Paraffin wie auch die Positionierung des zweiten Fragments auf dem Probeteller zur REM Untersuchung. Zur Histologie wurden HE und Sirius-Färbungen durchgeführt.

Ergebnisse: Die Parietex-Explantate zeigten oberflächliche, lockere Adhäsionsstreifen aber auch zum Teil breitflächige Adhäsionen; bereits nach 20 Tagen Implantation bestand reichlich Bindegewebe um die Netzfasern (Polyester) sowie, üppige Gefäßeinsprossung. In zwei Fällen waren die Netze kontaminiert, mit fokal üppiger Besiedelung der Fadenfilamente mit Bakterien. Bei Proceed bestand geringe Fibrose um die Fäden, Ansammlungen von Fettzellen sowie breitflächige Verwachsungen. Bei DualMesh, ähnlich wie bei Composix, war in der Aufsicht an der lateralen Abgrenzung des Netzes ein Grenzwall zwischen Netz und Seromkapsel erkennbar; im Querschnitt war die Haftfläche zwischen Netz und Bindegewebe homogen aber eher „soft“ gestaltet, was eine Erklärung für das bekannte Phänomen der „Schrumpfung“ dieser Netze sein kann. Das PGA+PP-Netz hatte glattes, homogenes Neoperitoenum mit feinen Adhäsionssträngen; im Querschnitt waren starke Kollagenbündel um die Netzanteile sowie reichliche kleine Gefäße.

Schlussfolgerungen: Die untersuchten Netzexplantate sind zum Teil sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen eine glatte und homogene Oberfläche, welche jedoch verschiedentlich mit Adhäsionen versehen waren. Polyester-Netze boten – im Gegensatz zu ePTFE-Netzen – ein besonders günstiges Gerüst für neues Bindegewebe und Neovaskularisation, zeigten jedoch bei Keimbesiedelung ein ungünstigeres Bild. Daraus lässt sich ableiten, dass eine differenzierte Indikation zum Einsatz dieser Netze unabdingbar ist.