Z Gastroenterol 2010; 48 - P091
DOI: 10.1055/s-0030-1263535

Inzisionale Hernien: Ist die Größe der Bruchpforte prognostisch relevant?

U Dietz 1, M Winkler 1, CT Germer 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Germany

Einleitung: Die vorliegende retrospektive Datenanalyse von 359 Patienten hat zum Ziel, die Würzburger Narbenhernien Klassifikation zu validieren, indem anhand der Wertigkeit, Morphologie, Größe und Risikofaktoren (RF) prognostisch vergleichbare Patientenkollektive identifiziert werden.

Material und Methode: Die Patienten wurden Nachuntersucht und die Inzidenz eines Neurezidivs als Endpunkt festgelegt (Rücklaufquote: 92%). Postoperative Komplikationen und chronische Schmerzen wurden als sekundäre Endpunkte gewählt. Ein zweiter Bestandteil der Validierung war die Stratifizierung der Patienten anhand der Risikofaktoren. Es wurde die Hypothese formuliert, dass Patienten in direkter Proportionalität zur Anzahl der Risikofaktoren eine „komplexere“ Morphologie, größere Bruchpforte und mehr bzw. kurzfristigere Rezidive aufweisen.

Ergebnisse: Patienten mit rezidivierten Narbenhernien hatten mehr Risikofaktoren als Patienten mit erstmals aufgetretenen Narbenhernien (p<0,005). Morphologisch gesehen, präsentierten sich bei Aufnahme Patienten mit median-suprapubischen Hernien häufiger in der Rezidiv-Situation (p<0,05). Patienten mit Wundkomplikationen hatten mehr Neurezidive im Verlauf (p<0,05). Netzimplantationen gehen mit weniger Rezidiven als Nahttechniken einher (p<0,05), verursachen aber mehr chronische Schmerzen (p<0,05). Mit der Zahl der Rezidiven steigt die Zahl der periop. Komplikationen (p<0,05). Hernien mit medianer Bruchpfortengröße über 50cm2 hatten mehr periop. Komplikationen, mehr Neurezidive, mehr chronische Schmerzen und Fremdkörpergefühl (p<0,05). Mit der Zahl der RF, steigen auch die Zahl der postop. Komplikationen und die Neurezidive (p<0,05).

Fazit: Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Populationen der primären ventralen Hernien gegenüber den Narbenhernien: erstere hatte weniger RF (p<0,005). Eine zweite Etappe zur prospektiven Validierung der Klassifikation an ist in der Phase der Patienteneinschleusung. Anzustreben ist eine prospektive Studie, bei der gerade auch die Operationstechnik untersucht wird. Die aktuellen Daten erlauben jedoch die Empfehlung einer frühzeitigen Operationsindikation mit Berücksichtigung der RF und unterstreichen die Bedeutung der Netzimplantation.