Z Gastroenterol 2010; 48 - P024
DOI: 10.1055/s-0030-1263468

Was wissen Sie über die Ergebnisse einer Koloskopie, wenn Sie Ihren Patienten befragen?

W Pommerien 1, H Köppen 2, U Göbel 3, S Menzel 4, J Behrendt 5, R Musikowski 6, W Grosse 7, H Andree 8, H Wiechmann 9, H Grümmer 7, D Haase 10, J Louwagie 11, A Rosenthal 12, HP Adams 12, D Nürnberg 13
  • 1Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH, Innere Medizin II, Brandenburg an der Havel, Germany
  • 2Internistische Facharztpraxis, Neuruppin, Germany
  • 3Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Cottbus, Germany
  • 4Poliklinik Ernst von Bergmann, Potsdam, Germany
  • 5Praxis für Innere Medizin/Gastroenterologie, Brandenburg an der Havel, Germany
  • 6Chirurgische Gemeinschaftspraxis, Cottbus, Germany
  • 7Praxis für Innere Medizin, Potsdam, Germany
  • 8Praxis für Innere Medizin, Neuenhagen, Germany
  • 9Praxis für Innere Medizin und Gastroenterologie, Potsdam, Germany
  • 10Med. Einrichtung mbH Wildau, Wildau, Germany
  • 11Oncomethylome Sciences, Liege, Belgium
  • 12Signature Diagnostics AG, Potsdam, Germany
  • 13Ruppiner Kliniken GmbH, Medizinische Klinik B, Neuruppin, Germany

Einleitung: Die Vorsorgekoloskopie gilt als Kosten-effizienteste Prozedur zur Früherkennung kolorektaler Karzinome. Jedoch nimmt nur ein Bruchteil der Berechtigten diese Möglichkeit wahr.

Ziele: Ein Ziel der Studie ist die Bestimmung klinischer Daten, die eine gezieltere Aufforderung von Patienten ermöglicht, sich der Koloskopie zu unterziehen und darüber hinaus auch prädiktiven Wert haben.

Methodik: In einer prospektiven, diagnostisch-klinischen Studie nach den Regeln der Guten Klinischen Praxis, namens CRC.SCR.1, wurden von den 2211 rekrutierten Patienten vor der Koloskopie ein 66 Punkte Fragebogen ausgehändigt. Die Antworten wurden auf Zusammenhänge mit den Ergebnissen der Koloskopie und Pathologie mithilfe uni- und multivariater Analysemethoden ausgewertet. Insbesondere wurden zwei Zielparameter, nämlich Diagnose eines kolorektalen Karzinoms und Hochrisiko-Befund (definiert als: Kolorektales Karzinom oder Hochgradige Intraepitheliale Neoplasie (HIEN) oder Polyp>10mm oder mehr als 3 Adenome), untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt standen die Daten von 1996 Patienten, 1035 Frauen und 953Männern (8 fehlend) im Alter von 55–91 Jahren, die von 14 Prüfärzten im Land Brandenburg im Zeitraum vom 14.05.2008 bis zum 02.03.2009 rekrutiert wurden, zur Verfügung. In univariaten Analysen waren 29 Angaben der Patienten signifikant mit dem Zielparameter kolorektales Karzinom assoziiert. In einer multivariaten logistischen Regression mit den klinischen Angaben „Blut oder Schleim auf dem Stuhl“ (Risiko-Verhältnis 4.211 (95% Konfidenzintervall (KI): 2,037–8,703)), „Alter 65–69 Jahre“ (4,009 (95% KI: 1,710–9,400)), „Alter ≥70 Jahre“ (4,545 (95% KI: 2,018–10,235) und „Stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit“ (2,219 (95% KI: 1,074–4,587)) wird eine Sensitivität (S + ) von 78,5%, eine Spezifität (S) von 52,0%, ein positiv prädiktiver Wert (PV + ) von 3,4% und ein negativ prädiktiver Wert (PV) von 99,1% erreicht.

Schlussfolgerung: Mithilfe klinischer Angaben lassen sich kolorektale Karzinome und Hochrisikobefunde mit ähnlicher Präzision diagnostizieren wie etwa mit dem gFOBT-Test. Je nach Wahl der Angaben lassen sich hohe Sensitivitäten und negative prädiktive Wert erreichen, die für die klinische Routine wertvoll sind.