Z Gastroenterol 2010; 48 - V81
DOI: 10.1055/s-0030-1263435

Einfluss des kontinuierlichen Neuromonitorings (CIONM) mittels Vagusstimulation auf das autonome Nervensystem bei Schilddrüsenoperationen

C Ulmer 1, C Friedrich 1, F Rieber 1, A Köhler 1, KP Thon 1, W Lamadé 1
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie, Stuttgart, Germany

Einleitung: Die Rekurrensparese ist eine gefürchtete Komplikation in der Schilddrüsenchirurgie. Das kontinuierliche Neuromonitoring (CIONM) mittels Vagusstimulation ist eine neues Verfahren zur Nervenprotektion. Die Vagusstimulation (VNS) kommt seit mehreren Jahren therapeutisch bei verschiedenenen neurologischen und psychiatrischen Indikationen zum Einsatz und wird im Allgemeinen als sicher betrachtet. Jedoch gibt es Berichte über lebensbedrohliche Komplikationen, die zu kontroversen Diskussionen hinsichtlich der Sicherheit des Verfahrens geführt haben.

Ziele: Unser Ziel war es, die Sicherheit des CIONM während Schilddrüsenoperationen sowie die Auswirkungen der elektrischen Vagusstimulation auf das autonome Nervensystem zu untersuchen.

Methode: Zehn Patienten wurden in eine prospektive, nicht randomisierte kontrollierte Studie eingeschlossen. Bei 5 Patienten wurde ein kontinuierliches Neuromonitoring durchgeführt, bei den anderen 5 wurde als Standardverfahren das intermittierende Monitoring über die Handstimulation des N. recurrens angewandt (IONM). Zur Vagusstimulation wurde eine neuartige, manschettenförmige Elektrode eingesetzt. Die Herzfrequenzvarianz (HRV) wurde während des gesamten Eingriffs aufgezeichnet. Für jeden Patienten wurden individuelle Referenzwerte am ersten präoperativen und postoperativen Tag aufgezeichnet.

Ergebnis: Es wurden keinen relevanten kardialen Arrhythmien oder hämodynamischen Veränderungen während der Vagusstimulation festgestellt. Alledings zeigte sich ein deutlicher Einfluss der Vagusstimulation auf das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems. Bei abnehmender vegetativer Gesamtaktivität durch die Anästhesie kam es bei der Gruppe mit Vagusstimulation zu einem deutlichen Anstieg der Parasympathikusaktivität.

Schlussfolgerung: Die Vagusstimulation im Rahmen des kontinuierlichen Neuromonitoring in der Schilddrüsenchirurgie zeigt einen deutlichen Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Mittels Herzfrequenzvarianzanalyse konnte ein signifikanter Anstieg der Parasympathikusaktivität beobachtet werden, der nicht durch sympathische Gegenregulation ausgeglichen wird. Die Veränderungen führten nicht zu Schwankungen des Herzrhythmus oder einer Beeinflussung der Hämodynamik.