Z Gastroenterol 2010; 48 - V63
DOI: 10.1055/s-0030-1263417

Neoadjuvante Chemotherapie vs. primäre Chirurgie beim lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom des Magens, der Kardia und des Ösophagus

U Ronellenfitsch 1, M Schwarzbach 2, R Hofheinz 3, P Kienle 1, P Hohenberger 1, K Jensen 4, M Kieser 4 T Slanger 5, GE adenocarcinoma meta-analysis group
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Klinikum Frankfurt Höchst, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • 3Universitätsmedizin Mannheim, III. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany
  • 4Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Germany
  • 5Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Germany

Einleitung: Patienten mit lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom des Magens, der Kardia und des Ösophagus haben eine schlechte Prognose.

Ziele: Systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse zur Frage, ob neoadjuvante Chemotherapie (CT) zu einem Überlebensvorteil führt.

Methodik: Die Arbeit wurde gemäß Cochrane-Vorgaben durchgeführt. Mittels einer definierten Strategie durchsuchten wir relevante Datenbanken nach randomisierten Studien, die CT (mit oder ohne Radiatio) mit primärer Resektion bei lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens, der Kardia und des Ösophagus verglichen. Zwei unabhängige Reviewer wählten die Studien aus und extrahierten die Daten. Es wurde eine „random effects model meta-analysis“ mit Gesamtüberleben als primärem Endpunkt durchgeführt. Hazard ratios (HRs) wurden basierend auf individuellen Patientendaten berechnet. Falls diese nicht vorlagen wurden HRs oder binäre Mortalitätsdaten verwendet. Subanalysen für „alleinige“ CTX, Radiochemotherapie (RCTX) und Tumorlokalisationen wurden prä-definiert.

Ergebnis: 12 Studien mit 2128 Patienten wurden eingeschlossen. CTX verbesserte das Gesamtüberleben (HR=0,81; 95% CI 0,73–0,90, p<0,0001). Subanalysen für „alleinige“ CTX und RCTX (hier nur Studien mit Tumoren von Ösophagus und Cardia) ergaben HRs von 0,82 (95% CI 0,73–0,91, p=0,0002) und 0,75 (95% CI 0,52–1,08, p=0,12). Der Überlebensvorteil war abhängig von der Tumorlokalisation (Subgruppen nicht für alle Studien verfügbar) mit HR=0,80 (95% CI 0,58–1,12, p=0,2) für Ösophagus-, 0,71 (95% CI 0,55–0,91, p=0,007) für Cardia und 0,94 (95% CI 0,82–1,06, p=0,31) für Magentumoren.

Schlussfolgerung: Neoadjuvante CTX verbessert das Outcome von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom von Magen, Kardia und Ösophagus signifikant und sollte Therapistandard sein. Ein Effekt ist sowohl für alleinige CTX als auch RCTX zu beobachten. RCTX wurde in randomisierten Studien allerdings nur für Ösophagus-und Cardiatumoren untersucht, und die Power der Subanalyse ist gering. In nach Tumorlokalisation stratifizierten Subanalysen wurde ein signifikanter Effekt nur bei Cardiatumoren beobachet. Die Subanalysen für Ösophagus- und Magentumore wiesen allerdings eine geringe Power auf.