Z Gastroenterol 2010; 48 - V62
DOI: 10.1055/s-0030-1263416

Multiviszerale Resektion beim kolorektalen Karzinoms: Untersuchung der Prädiktoren eines Langzeitüberlebens

M Hoffmann 1, C Philipps 1, E Oevermann 1, C Killaitis 1, HP Bruch 1
  • 1UK-SH Campus Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Germany

Hintergrund: Die vollständige Resektion des tumortragenden Darmabschnitts ist die einzige kurative Therapie bei fortgeschrittenen Karzinomen des Kolons und des Rektums. Die vorliegende Untersuchung sollte den Wert einer multiviszeralen Resektion im Vergleich zu den nicht-multiviszeral resezierenden Standardeingriffen untersuchen.

Material und Methode: Zwischen dem 01.01.2002 und dem 31.12.2008 wurden 982 Patienten an der Klinik für Chirurgie des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck aufgrund eines kolo-rektalen Karzinoms behandelt. 128 Patienten wurden aufgrund eines T4-Karzinoms operiert. Die Auswertung der Patientendaten erfolgte insbesondere in Hinblick auf Morbidität, Mortalität und 3- und 5-Jahres-Überleben sowie das Auftreten von Lokalrezidiven.

Ergebnisse: Signifikante Prädiktoren eines verbesserten Langzeitüberlebens waren die Durchführung einer kurativen Resektion im Vergleich zu palliativen Resektionen (log-rank test: p<0,0001). Es ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen multiviszeral und nicht-multiviszeral resezierten Patienten bezüglich des 5-Jahres-Überlebens (54% vs. 57%). Die mediane Überlebenszeit betrug 72 Monate. Im gesamten untersuchten Kollektiv der kurativ operierten Patienten zeigte sich nur ein lokales Rezidiv (1,9%), dies trat in der Gruppe der nicht multiviszeral resezierten Patienten auf. Die postoperative Morbidität in der Gruppe der multiviszeral resezierten Patienten betrug 34,6%. In der Gruppe der Patienten mit Standardeingriffen betrug die Morbidität 26,7%. Es ergab sich hier kein signifikanter Unterschied. Die postoperative Mortalität betrug 5,5% auch hier ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Als prognoserelevante Faktoren ergaben sich in der multivariaten Analyse die kurative Resektion und das Vorliegen von Fernmetastasen zum Operationszeitpunkt. Lymphknotenmetastasen stellten keinen unabhängigen Prognosefaktor dar.

Diskussion: Eine multiviszerale Resektion ist bei entsprechender Expertise mit einer vergleichbaren Mortalität und Morbidität im Vergleich zum Standardeingriff durchführbar. Hierbei gibt es bei kurativer Resektion keine Unterschiede im Langzeitüberleben zwischen den beiden Gruppen.