Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A187
DOI: 10.1055/s-0030-1262159

B3 Läsionen im digitalen Mammografie-Screening-Programm: Risikostratifizierung mammographischer und pathologischer Befunde

S Weigel 1, T Decker 2, E Korsching 3, A Wöstmann 1, D Hungermann 4, W Böcker 1, J Tio 5, K Roterberg 5, W Heindel 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Referenzzentrum Mammografie, Münster, Deutschland
  • 2Dietrich Bonhoeffer-Klinikum, Institut für Pathologie, Neubrandenburg, Deutschland
  • 3Universität Münster, Institut für Bioinformatik, Münster, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Münster, Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, Münster, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Münster, Bereich Senologie, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Münster, Deutschland

Zielsetzung: Risikoeinschätzung von Biopsieergebnissen der histologischen Kategorie B3 (unklares malignes Potential) im populationsbezogenen, digitalen Mammografie-Screening. Untersuchung der Verteilung histologischer B3 Läsionstypen, ihrer Assoziation mit mammographischen Auffälligkeiten sowie der synchronen Malignitätsrate.

Materialien und Methode: Ausgewertet wurden prospektiv dokumentierte mammographische und pathologische Daten 979 minimal invasiver Biopsien mit sicherer radiologisch-pathologischer Korrelation. Im Untersuchungszeitraum betrug die Detektionsrate 0,99% (369/37.178), die invasive Abklärungsrate 2,68% (997/37.178), die primär chirurgische Biopsierate 0,01% (5/37.178). 148 B3 Läsionen wurden diagnostiziert (15,1%, 148/979).

Ergebnisse: Die Analyse der Verteilung der B3 Läsionen ergab zu 35,1% (52/148) atypische Proliferationen vom duktalen Typ (AEPDT), 28,4% (42/148) radiäre Narben (RN), 20,3% (30/148) papilläre Läsionen (PAP), 8,8% (13/148) Carcinoma lobulare in situ, 5,4% (8/148) flache epitheliale Atypien, 2,0% (3/148) mukozelenartige Läsionen.

Die B3-Rate mikrokalk-detektierter Läsionen (91/148, 61,5%) war signifikant höher als die der übrigen mammographischen Morphologien (57/148, 38,5%) (p<0,001). AEPDT stellten den häufigsten Befund aller B3 Läsionen (52/148) sowie der mikrokalk-detektierten B3 Läsionen (49/91). Es lag eine signifikante Assoziation zwischen AEPDT und Mikroverkalkungen vor (p<0,001). Der positive prädiktive Wert (PPV) der B3 Kategorie betrug 27,5% (25/91). Der PPV der AEPDT (40%, 19/47) lag signifikant höher gegenüber den übrigen B3 Läsionen (6/44) (p<0,005) vgl. dazu PPV RN 20% (5/25), PPV PAP 8% (1/12).

Zusammenfassung: Im digitalen Mammografie-Screening resultiert aus der minimal invasiven Mikrokalkabklärung der höchste Anteil von B3 Befunden. Bei einer positiven Assoziation von Mikroverkalkungen und AEPDT dominieren AEPDT unter den B3 Befunden, die zugleich den höchsten PPV für synchron assoziierte Malignität im Operationspräparat aufweisen.