Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A165
DOI: 10.1055/s-0030-1262137

Wirkung von Drospirenon auf die Proliferation von benignen und malignen humanen Brustzellen

H Seeger 1, H Neubauer 1, A Mück 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität, Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Fragestellung: Die Proliferation humaner Brustzellen wird durch Sexhormone reguliert. Epidemiologische Studien weisen daraufhin, dass die Gestagenzugabe zu einer Estrogen-Ersatz-Therapie eher negative Einflüsse auf die Brustzellkarzinognese hat. Allerdings ist noch offen, ob alle Gestagene gleichartig auf die Brustzellen wirken. Zum erstenmal wurde das neue Gestagen Drospirenon mit Progesteron und anderen synthetischen Gestagenen verglichen.

Methodik: Humane normale, epitheliale Brustzellen (HMEC) wurden für 7 Tage inkubiert mit Drospirenon (DRSP), Progesteron (P), Medroxyprogesteronacetat (MPA) und Levonorgestrel (LNG) in den Konzentrationen 1 und 10µM in Gegenwart einer Wachstumsfaktorenmischung (GFs, jeweils 1 pM). HCC1500 Zellen (humane Estrogen- und Progesteronrezeptor positive primäre Brustkrebszellen) wurden ebenfalls mit den Gestagenen inkubiert, allerdings in Gegenwart von Estradiol (10 nM). Die Zellproliferationsrate wurde mittels MTT-Assay bestimmt.

Ergebnisse: DRSP und P bewirkten eine ähnliche Hemmung der Proliferation von HMEC-Zellen in Kombination mit GFs. LNG hatte keine Wirkung und MPA nur eine schwache in der höchsten Konzentration. DRSP, P, MPA und LNG konnten die Proliferation der HCC1500-Zellen im getesteten Konzentrationsbereich in Kombination mit Estradiol signifikant hemmen. Hier war kein Unterschied zwischen den Gestagenen zu finden.

Schlussfolgerung: Da sich im gleichen Modell unterschiedliche Ergebnisse zeigen, scheint gesichert, dass verschiedene Gestagene nicht gleichartig auf das Wachstum von Brustepithelzellen wirken. Für eine Beurteilung hinsichtlich des Risikos von Brustkrebs sind möglichst unterschiedliche experimentelle Modelle heranzuziehen, da gleichzeitig verschiedene Mechanismen arbeiten können. Es ist auch unbedingt wichtig, zwischen benignen und malignen Zellen zu unterscheiden. Die Wahl des Gestagens dürfte in Hinblick auf ein mögliches erhöhtes Brustkrebsrisiko von großer Bedeutung sein.