Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A79
DOI: 10.1055/s-0030-1262051

Implementierung verschiedener Biomarker und Gen-/Tests beim Mammakarzinom in die aktuelle AGO-Leitlinie 2010 und ihre Vergütung

H Ingold 1, H Bronger 1, VR Jacobs 2, M Schmitt 1, M Kiechle 1
  • 1Technische Universität, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Köln, Frauenklinik, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Das Mammakarzinom ist keine homogene Entität; verschiedenste Subgruppen weisen unterschiedliches Ansprechen gegenüber Standardtherapien auf. Biomarker und Genexpressionsmuster lassen sich testen, um individuelle Aussagen als sogenannte „Personalized Medicine“ bezüglich Prognose, Prädiktion oder Nebenwirkungen bei adjuvanten Therapien zu ermöglichen. Im Folgenden wird eine Auswahl für die Behandlung des primären Mammakarzinoms anhand der aktuellen Leitlinie Mammakarzinom auf Implementierung und Kosten untersucht.

Materialien und Methoden: Identifikation von verschiedenen Biomarkern und Gen-/Tests anhand einer selektiven MEDLINE-Literatursuche. Anschließend Analyse der aktuellen Leitlinie Mammakarzinom 2010 der AGO Kommission Mamma Version 10.1.0 auf ihre Implementierung. Analyse des DRG-Browsers V2008/2010 HA des InEK auf Abbildung der Kosten, ebenso der Listen für Neue-Untersuchungs-und-Behandlungsmethoden (NUB) und Zusatzentgelte (ZE) 2010.

Ergebnisse: Folgende Biomarker bzw. Gen-/Tests wurden analysiert: 1. Östrogen- und Progesteron-Rezeptor, 2. Her2-Rezeptor, 3. Ki67-Antigen, 4. uPA und PAI-1-Proteasen, 5. CYP2D6 (Tamoxifenmetabolismus), 6. Oncotype DX, 7. MammaPrint, 8. Rotterdam 76-Gene-Signature, 9. DPD-Test (5-FU-Toxizitätstest) und 10. Topoisomerase IIα (Antrazyklin-Sensitivitätstest). Davon sind Nr.1–7+10 in der aktuellen AGO-Leitlinie Mammakarzinom gelistet; Nr.8+9 nicht. Die Kosten pro Test variieren mit rd. 25–2.600 € und sind nur für Nr.1+2 als Behandlungsstandard in der DRG-Kalkulation einkalkuliert, Nr.3–10 sind 2010 weder in den DRGs, noch als NUB oder ZE abgebildet.

Zusammenfassung: Fast alle genannten Biomarker und Gen-/Tests sind in der AGO-Leitline Mammakarzinom 2010 gelistet. Sie sind aber aufgrund geringer Verbreitung und zeitlich verzögerter Kalkulation in den DRGs 2010 noch nicht abgebildet. Eine kostendeckende Finanzierung kann es in der Implementierungsphase nur im Rahmen von Studien geben bzw. muss vom Kostenträger Krankenhaus als Innovationsleistung subventioniert oder alternativ als privat zu vergütende Leistungen erfolgen.