Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A38
DOI: 10.1055/s-0030-1262010

Die intraoperative Knochenmarkspunktion bei Mammakarzinompatientinnnen: Eine prospektive Analyse potentieller Komplikationen

C Domschke 1, F Neubrech 1, M Dick 1, J Rom 1, P Beckhove 2, C Sohn 1, F Schütz 1, A Scharf 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Heidelberg, Deutschland
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Translationale Immunologie, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Die intraoperative Knochenmarkspunktion (KMP) ist eine etablierte Methode zum Nachweis disseminierter Tumorzellen. Die Detektion von disseminierten Tumorzellen im Knochenmark hat sich bei Mammakarzinompatientinnnen als ungünstiger Parameter für die Gesamtprognose der Erkrankung erwiesen. In der vorliegenden Studie untersuchten wir erstmals prospektiv mögliche, mit dieser diagnostischen Methode assoziierte Komplikationen.

Materialien und Methoden: 58 konsekutive Patientinnen mit primärem Mammakarzinom wurden nach intraoperativer KMP prospektiv hinsichtlich postoperativer Schmerzen (Visuelle Analog-Skala, VAS) und Komplikationen im Sinne von Infektionen, Hämatomen und Sensibilitätsstörungen analysiert. Weiterhin wurde der Einfluss einer intraoperativen KMP auf die Hospitalisationsdauer bei insgesamt 254 Patientinnen untersucht. In der Studie wurde zwischen Patientinnen mit brusterhaltendem Eingriff bzw. modifizierter Radikalmastektomie mit und ohne begleitende(r) Sentinellymphknotenbiopsie bzw. axilläre(r) Lymphknotendissektion unterschieden.

Ergebnisse: In allen analysierten Subgruppen klagten die Patientinnen während der postoperativen Beobachtungszeit von 5 Tagen lediglich über geringe Schmerzen im Bereich der Knochenmarkspunktionsstelle (VAS <1). Gleichzeitig wurde ein signifikant höheres Schmerzniveau im Bereich der Brustoperation (VAS bis 5) angegeben. Hämatome im Punktionsbereich wurden bei 13 von 58 Patientinnen (22,4%) festgestellt, wobei die betroffenen Patientinnen signifikant älter (p=0,04) und seltener Raucherinnen (p=0,02) waren sowie einen durchschnittlich höheren „body mass index“ (p=0,01) hatten. Im Bereich der Knochenmarkspunktionsstelle zeigten sich bei keiner Patientin Hinweise auf Infektionen oder Sensibilitätsstörungen. Ein Vergleich von insgesamt 254 Patientinnen mit bzw. ohne intraoperative(r) KMP ergab hinsichtlich der Hospitalisationsdauer keinen signifikanten Unterschied.

Zusammenfassung: In unserer Studie konnten wir die intraoperative Knochenmarkspunktion zum Nachweis disseminierter Tumorzellen erstmals prospektiv als ein komplikationsarmes, faktisch schmerzloses und daher für die Patientin akzeptabel erscheinendes diagnostisches Verfahren darstellen.