Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A6
DOI: 10.1055/s-0030-1261978

Gibt es Standards zur optimalen Antikoagulation und Rheologie bei freien mikrochirurgischen Lappenplastiken?

Z Altayli 1, B Baican 1, U von Fritschen 2, K Exner 1
  • 1Markus Krankenhaus, Klinik für Plastische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Frankfurt/Main, Deutschland
  • 2HELIOS-Klinikum Emil von Behring, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Bei Lappenplastiken sind Antikoagulation, Optimierung der rheologischen Flussbedingungen integraler Bestandteil. Immobilisation, Komorbiditäten und Begleitverletzungen sind ein Risiko für thromboembolische Komplikationen. Auch ein erhöhtes Hämatomrisiko durch Antikoagulantien ist zu vermeiden. Wir erfassten Therapieregimes mikrochirurgisch tätiger Kliniken.

Material und Methoden: In Deutschland verwendeten Therapieschemata wurden anhand Daten 2005 erfasst, Outcome und Komplikationen verglichen. Ein Fragebogen wurde an alle mikrochirurgisch tätigen Kliniken verschickt. Prä-, intra- und postoperative Verfahren hinsichtlich physikaler Maßnahmen, Gabe von niedermolekularen Heparinen und unfraktionierten Heparinen, kolloidalen Plasmaexpandern, Thrombozytenaggregationshemmern, oralen Antikoagulantien erfasst. Erfragt wurden die Komplikationen, eigenen Resultaten gegenübergestellt.

Ergebnisse: 43 Fragebögen versandt, der Rücklauf betrug 65%. Es existieren 5 unterschiedliche Therapieregimes. 1. Gruppe verabreicht NMH. 2. Gruppe NMH, überlappend UFH. 3. Gruppe NMH, UFH, kolloidale Plasmaexpander. 4. Gruppe NMH, kolloidale Plasmaexpander. Die 5. Gruppe ergänzt mit Thrombozytenaggregationshemmern. Alle Gruppen komplettieren mit physikalischen Maßnahmen. Unter dem Regime 5 Tage postoperativ HAES, ab 5. postoperativen Tag NMH führten wir 2005 62 freie Lappenplastiken durch. Thromboembolische Gefäßkomplikationen traten bei 8, Lappenverluste bei 3, Nachblutungen bei 3 Patienten auf.

Thromboembolische Gefäßkomplikationen traten bei 9%, revisionspflichtige Nachblutungen bei 1–5% der Kliniken auf.

Zusammenfassung: Eine signifikante Erfassung der Komplikationen ist aufgrund der geringen Anzahl der gefragten Kliniken nicht möglich. Unterschiede existieren in den Therapiemodalitäten. Diese haben empirischen Charakter und keinen wesentlichen Unterschied im Outcome. Eine ausreichende Thromboseprophylaxe ist mit HAES und begleitenden physikalischen Maßnahmen gegeben.

Ziel ist eine kostengünstige optimale Antikoagulation und Rheologie bei freien mikrochirurgischen Lappenplastiken zu erreichen, eine nationale S2-Leitlinie gemeinsam zu erstellen.