Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_124
DOI: 10.1055/s-0030-1261591

Einfluss von Fentanyl und Piritramid auf die zerebralen NIRS-Parameter bei beatmeten Kindern

F Ullmann 1, B Roth 1, U Trieschmann 2, C Hünseler 1
  • 1Univ.-Kinderklinik, Köln
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Uniklinik Köln, Köln

Hintergrund: Im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung beatmetete Kinder erhalten regelmäßig zentral wirksame Analgetika und Sedativa, deren Einfluss auf die zerebrale Blut- und Sauerstoffversorgung sich mithilfe der Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) untersuchen lässt. Ziel der Arbeit war die Messung von Veränderung der zerebralen NIRS-Parameter durch Bolusgaben von Fentanyl (F) und Piritramid (P). Methode: Die Untersuchung erfolgte an sedierten, beatmeten Kindern (Neugeborene bis 16a, medianes Alter 5m, mittleres Alter 29,4m). Vor und bis 10min nach der Gabe eines F- oder P-Bolus wurden die Parameter oxygeniertes (O2Hb [µMol]), deoxygeniertes (HHb [µMol]) und gesamtes Hämoglobin (cHb [µMol]), sowie Gewebeoxygenierung (TOI: tissue oxygenation index [%]) und zerebraler Blutfluss (nTHI [a.u.]) kontinuierlich aufgezeichnet (Hamamatsu NIRO-200). Gleichzeitig wurden Blutdruck, Herzfrequenz, SpO2 und etCO2 erfasst. Die Sedierungstiefe wurde mittels Comfort-Score erfasst. Die Bolusgabe erfolgte vor Versorgung der Kinder. Die Messdaten (2 Werte/s) wurden in Microsoft® Excel exportiert und mit SPSS® ausgewertet. Für jedes Medikament wurden die Mittelwerte aller NIRS-Parameter der Baseline und des Zeitraums nach der Bolusgabe miteinander verglichen. Ebenso wurde mit den Vitalparametern verfahren. Ergebnisse und Diskussion: Es wurden 10 Messungen mit P (mittlere Dosis 72µg/kg) und 15 mit F (mittlere Dosis 5,2µg/kg) durchgeführt, der mittlere Comfort-Score vor Bolusgabe betrug 12 Punkte. In der P-Gruppe kam es im Vergleich zu den Baselinewerten zu einem Anstieg der NIRS-Parameter, die Differenzen betrugen für O2Hb -1,68µMol [-3,37; -0,11], für HHb -0,66µMol [-0,72; 0,59], für cHb -1,74µMol [-3,53; 0,02], für den TOI -0,7% [-1,52; 0,14] und für den nTHI 0,022 [-0,061; 0,016] a.u. In der F-Gruppe stiegen das O2Hb und der TOI, während das HHb, das cHb und das nTHI gegenüber den Baselinewerten abfielen. Die Differenzen betrugen: O2Hb -0,03µMol [-0,75; 0,68], HHb 0,16µMol [-0,27; 0,6], cHb 0,13µMol [-0,67; 0,93], TOI -0,71% [-2,2; 0,75] und nTHI 0,009 a.u. [-0,015; 0,033]. Bei den Vitalparametern wurden keine klinisch relevanten Veränderungen beobachtet: P: ΔHF=0,9 bpm, ΔMAD=3mmHg, ΔSpO2 =0,34%, ΔetCO2 =0,32mmHg. F: ΔHF=0,42 bpm, ΔMAD=1,6mmHg, ΔSpO2=0,5%, ΔetCO2=0,2mmHg. Nach Gabe eines P-Bolus wurde eine signifikante Erhöhung des O2Hb (p=0,049), eine nur knapp nicht signifikante Erhöhung des cHb (p=0,052) und ein leichter Anstieg des TOI (p=0,091) beobachtet. Es kommt zu einem verbesserten O2-Angebot, wahrscheinlich durch eine Ökonomisierung des Sauerstoffverbrauchs. Ein F-Bolus zeigte keinen eindeutigen Einfluss auf die zerebralen NIRS-Parameter. Die unterschiedlichen Ergebnisse dürften nicht substanzspezifisch sein, möglicherweise sind sie durch eine in der F-Gruppe im Gegensatz zur P-Gruppe bei allen Patienten laufende Opioiddauerinfusion bedingt (F: F-Infusion (15/15), MW: 9,17µg/kg/h vs. P: (1/10), 3,6µg/kg/h).