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DOI: 10.1055/s-0030-1261488
Letale Late-Onset-Sepsis durch Salmonella enteritidis bei einem reifen Neugeborenen
Fallbericht: Ein 17 Tage altes männliches Neugeborenes wurde wegen seit dem Vorabend bestehender Trinkschwäche und Apathie vorgestellt. Bei klinischem und laborchemischem Verdacht auf Late-Onset-Sepsis erfolgte die intensivmedizinische Versorgung des Kindes, sowie die Behandlung mit einer antibiotischen Kombinationstherapie aus Ampicillin, Gentamicin und Cefotaxim. Im Laufe der ersten Stunden kam es zu respiratorischer Insuffizienz und deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes, so dass auf eine Liquorpunktion zur Focussuche verzichtet werden musste. Aus Blutkultur und Nabelabstrich konnte Salmonella enteritidis angezüchtet werden. Trotz intensiver supportiver Maßnahmen stellte sich ein therapierefraktärer septischer Schock ein. Das Kind entwickelte ein Hirnödem, eine hämorrhagische Infarzierung der Marklager im Rahmen einer Sinusvenenthrombose, sowie ein Syndrom der inädaquaten ADH-Sekretion. Im weiteren Verlauf musste der Hirntod festgestellt werden, so dass am 6. stationären Tag die Intensivtherapie eingestellt wurde. Das Neugeborene war in der 40. SSW spontan entbunden worden, Apgar 9/10/10. Anamnestisch war der Vater wegen einer Salmonellen-Enteritis peripartal hospitalisiert, ihm wurde der Zugang zum Kind untersagt. Die Mutter entwickelte postpartal Durchfall. Aus einer Stuhlprobe wurde ebenfalls Salmonella enteritidis isoliert. Aus diesem Befund wurde keine Konsequenz gezogen. Sie stillte primär ab. Eine prophylaktische Therapie des Neugeborenen war nicht erfolgt. Diskussion:
In der Literatur finden sich für den europäischen Raum nur wenige beschriebene Fälle einer neonatalen Salmonellen-Sepsis/Salmonellen-Meningitis. Diese wiesen alle eine diaplazentare Infektion auf und führten binnen Stunden post partum zum Tod. Im Gegensatz dazu beschreiben wir erstmals den Fall einer late-onset-Sepsis mit Salmonella enteritidis und über 6 Tage verlaufender Meningitis mit letalem Ausgang. Als Transmissionweg ist aufgrund des positiven Salmonellen-Befundes im Nabelabstrich und gleichzeitig nachgewiesener Salmonellen-Enteritis beider Elternteile eine postpartale oder intrapartale Schmierinfektion zu diskutieren, die möglicherweise über den Nabel als Eintrittspforte zu einer systemischen Infektion geführt hat. Fraglich ist, ob bei nachgewiesener Salmonellose im familiären Umfeld eine prophylaktische antibiotische Therapie von Mutter und Kind den Krankheitsverlauf des Kindes hätte beeinflussen können. Der Fall illustriert wie wichtig eine Aufklärung der Eltern zum Beispiel im Rahmen der U2 ist. Insbesondere bei bekanntem peripartalem Infektionsrisiko (Besiedlung des Geburtskanals mit pathogenen Keimen) können dann informierte Eltern frühzeitiger als in unserem Fall den Kinderarzt aufsuchen.