Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_28
DOI: 10.1055/s-0030-1261444

Pseudomonas-Meningitis als seltene Komplikation einer Mastoiditis

T Hecht 1, C Kamrath 1, M Rose 1
  • 1Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt

Kontext: Meningitis durch Pseudomonas aeruginosa stellt eine seltene, aber zunehmende Komplikation der akuten Mastoiditis mit hoher Mortalität dar. Die Therapiekonzepte sind diesbezüglich kontrovers. Als prädisponierende Faktoren einer Pseudomonas-Infektion können insbesondere Brandwunden, die Cystische Fibrose, Immunsupression (Leukämie, Immundefekte, Medikamente), parameningeale Infektionen, neurochirurgische Operationen und septische Herde genannt werden. Fall: Ein sechsjähriges Mädchen mit bekanntem Kippel-Feil-Syndrom (Fehlbildung der HWS, Hörstörung, Lähmungen, Anlagestörungen) und Z.n. Mastoidektomie links stellt sich mit Kopfschmerzen, rezidivierendem Erbrechen und Verschlechterung des Allgemeinzustandes vor. Bei klinisch positivem Meniningismus erbrachte die Liquordiagnostik ein leukozytäre Pleozytose. Im Verlauf ließ sich bei beginnender Otitis media links durch CT des Felsenbeins eine Mastoiditis mit Durchbruch nach lateral nachweisen. Daraufhin erfolgte die operative Mastoidektomie. Bei Z.n. Otitiden mit nachgewiesenem Pseudomonas aeruginosa führten wir eine kalkulierte intravenöse Antibiose mit Ceftazidim (Fortum) und Cefotaxim über 14 Tage ergänzt durch topisches Ofloxacin (Floxal) durch. Es gelang ebenfalls aus dem auriculären Sekret sowie im Liquor der Nachweis von P. aeruginosa. Ein Schweißtest war negativ, eine immunologische Basisdiagnostik erbrachte keine Hinweise auf eine zugrundeliegende Störung. Die Entlassung erfolgte in gutem Allgemeinzustand und Beschwerdefreiheit. Diskussion: Die Pseudomonas-Meningitis ist eine seltene Komplikation einer chronischen Sinusitis oder Mastoiditis auf dem Boden rezidivierender Otitiden mit antibiotischer Vorbehandlung, begünstigt durch anatomische Besonderheiten oder Abwehrschwäche. Unerkannt ist die Morbitität und Mortalität erheblich. Eine antibiotische Therapie kann mit pseudomonaswirksamen ß-Laktamen, Aminoglycosiden sowie Fluorochionolone (Ciprofloxacin, Levofloxacin) erfolgen. Zur Vermeidung von Resistenzen ist eine Kombinationstherapie zu erwägen. Die Dauer der antibiotischen Therapie sollte mindestens 10–14 Tage betragen. Auf Komplikationen (Hirnödem, Hydrozephalus, zerebrovaskuläre Beteiligung) ist zu achten und sollte frühzeitig reagiert werden. Der primäre Einsatz von intravenösen Steroiden (Dexamethason) ist umstritten, kann aber die Letalität und Häufigkeit ungünstiger Verläufe reduzieren.