Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_63
DOI: 10.1055/s-0030-1261393

Regulatorische T-Zellen: Aktivierung und Apoptosesensitivität bei humanen Neugeborenen

B Fritzsching 1, E Fritzsching 1, M Bohlmann 2, D Lüdders 2, J Pöschl 1
  • 1Neonatologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein- Campus Lübeck, Lübeck

Hintergrund: CD4+CD25+FOXP3+ regulatorische T-Zellen (Treg) sind potente immunsuppressive T-Zellen. Bei Erwachsenen korreliert eine schlechte Prognose der bakteriellen Sepsis mit der Aktivierung und Proliferation von Treg. Neugeborene sind besonders gefährdet an einer bakteriellen Sepsis zu erkranken. Jedoch ist unklar, wie sich der Aktivierungsgrad und die Zellzahl regulatorischer T-Zellen in der Neonatalperiode verhält. Fragestellung: Wir untersuchten bei Neonaten in den ersten 28 Lebenstagen mittels 6-Farben-FACS-Analyse die Anzahl der Treg, Aktivierungszustand sowie deren CD95L-abhängige Apoptosensitivität. Dadurch wurden erstmals Normwerte für die humane Treg-Diagnostik in der klinischen Routine generiert und ein möglicher Risikofaktor für die bakterielle Sepsis analysiert. Ergebnisse und Diskussion:Ähnlich wie bei konventionellen T-Zellen zeigte sich am 1. Lebenstag ein vorwiegend naiver Treg Phänotyp (CD45RA+, CD45RO-, meist CD31+, CCR6-, CD95lo). Wir konnten bereits in Vorarbeiten mittels Gene-Chip Analyse und Zellsortierung zeigen, dass naive Treg im Unterschied zu aktivierten Treg resistent gegenüber der CD95L-vermittelten Apoptose sind*. Nach dem 1. Lebenstag werden die naiven Treg jedoch im Gegensatz zu den meisten konventionellen T-Zellen aktiviert, dabei nimmt die Apoptosesensitivität der Treg zu, so dass die nun aktivierten Treg rasch eliminiert werden können. Diese rasche postnatale Treg-Aktivierung bleibt auf die ersten 10 Lebenstage beschränkt. Schlussfolgerung: Die beobachte postnatale Treg-Aktivierung könnte einen wichtigen peripheren Toleranzmechanismus zur Kontrolle des konventionellen peripheren T-Zellkompartments darstellen. Gleichzeitig könnte die in dieser Studie beobachte postnatale Treg-Aktivierung ein neuer Risikofaktor für das Erkranken an einer bakteriellen Sepsis in der ersten Lebenswoche darstellen.

*Fritzsching et al. Blood, 2006 Nov 15;108(10):3371–8.