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DOI: 10.1055/s-0030-1261281
Chirurgische Notfälle bei Früh- und Neugeborenen
Die Prognose kritisch kranker Neugeborener ist besser, wenn diese Kinder in speziellen Zentren geboren und anschließend interdisziplinär versorgt werden. Das gilt insbesondere auch für Kinder mit angeborenen Fehlbildungen. Auf der anderen Seite kann nicht jeder Patient bereits antenatal in ein entsprechendes Zentrum verlegt werden. Patienten mit angeborenen Fehlbildungen, die einer zeitgemäßen kinderchirurgischen Versorgung bedürfen, müssen deshalb regelmäßig in entsprechende Perinatalzentren verlegt werden. Die initiale Versorgung der Neugeborenen obliegt den lokalen Ärzten und Pflegekräften. Die sich anschließende Stabilisierung zur Verlegung muss vom Neugeborenen-Notarzt durchgeführt bzw. koordiniert werden. Zunächst gelten dabei die allgemeinen Grundsätze der Versorgung eines kritisch kranken Neugeborenen (Atemwege, Kreislauf, Temperatur; Blutzucker, Infektion?, Information der Eltern, Information der Ziel-Einrichtung). Desweiteren ist hervorzuheben, dass angeborene Fehlbildungen wie Gastroschisis, Omphalozele, Zwerchfellhernie, Spina bifida, Ösophagusatresie, Kloakenexstrophie, Blasenexstrophie oder obstruktiver Uropathie in der Regel keine Notfallindikationen zur Operation darstellen. Die Operationen erfolgen nach dem Prinzip der aufgeschobenen Dringlichkeit. Besonderheiten der Erstversorgung ergeben sich bei den Kindern mit Zwerchfellhernie, Gastroschisis, Omphalozele und Ösophagusatresie, da hier eine Maskenbeatmung bzw. CPAP-Atemhilfe vermieden werden sollte. Bei erforderlicher Intubation eines Kindes mit Ösophagusatresie sollte die Tubusspitze möglichst unterhalb der zu vermutenden ösophagotrachealen Fistel liegen. Eine in den oberen Ösophagusblindsack platzierte Magensonde erlaubt das intermittierende Absaugen von Speichel bei diesen Kindern. Die anderen Kinder dieser Gruppe bedürfen regelhaft einer Magensonde zur Dekompression des Magen-Darmtraktes. Bei Patienten mit Gastroschisis, Omphalozele, Blasenexstrophie, Kloakenexstrophie und Spina bifida muss der lokale Befund mit steriler Folie abgedeckt und die Austrocknung vermieden werden. Das Darmpaket bei Gastroschisis und Omphalocele sollte dabei zentriert und etwas fixiert werden, um Torsionen oder venöse Stauungen zu vermeiden. Diese Patienten weisen einen zusätzlich erhöhten Flüssigkeitsbedarf auf. Bei Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko sollte eine Antibiotika-Therapie begonnen werden. Patienten, die einer baldigen Operation bedürfen, erhalten Vitamin K. Falls die Eltern des Kindes, den Transport nicht begleiten können, ist möglichst das Einverständnis zur Narkose und Operation einzuholen und zu protokollieren. Zusammenfassend sind eine koordinierte Erstversorgung und Stabilisierung kritisch kranker Neugeborener mit angeborenen Fehlbildungen erforderlich, um einen sicheren Transport in ein Perinatalzentrum zu gewährleisten.